Was ist eigentlich der Kölner Großmarkt, wem dient er und wie funktioniert er überhaupt? Und was passiert, wenn er zerstört wird?
In der letzten Zeit wird viel über den Großmarkt geschrieben und gestritten, aber viele wissen gar nicht genau, was auf dem Großmarkt eigentlich passiert und welche Bedeutung dieser Markt für die Ernährungssicherheit der Bevölkerung hat. Viele ahnen gar nicht, was für ein Getriebe sich in und um den Großmarkt befindet. Und welche Verbindungen es zur einheimischen Landwirtschaft und der lokalen Gastronomie gibt?
Hier im nachfolgendem die Aufzeichnung eines Gesprächs zwischen einigen Händlern des Kölner Großmarkts und dem Bauern-Aktivisten Markus Wipperfürth am 5. September 2024 auf dem Kölner Großmarkt im Büro von Zimmermann's:
https://www.youtube.com/watch?v=JNswTldJy0I
Was ist der Großmarkt ?
Der Großmarkt ist eine städtische Logistik - Zentrale, die für den Handel mit Lebensmittel aus der Region und für die Weitergabe dieser Erzeugnisse an die lokale Gastronomie, die kleinen Gemüsehändler, die Wochenmarkt-Beschicker und den Großküchen verantwortlich ist. Für alle diese Marktteilnehmer wäre die Zerschlagung des Kölner Großmarkts - besonders in der augenblicklichen Wirtschaftslage - existenzbedrohend, weil ihr Markt ( der "Kölner Großmarkt") für den Einkauf (für die Kneipen) und den Absatz ihrer Erzeugnisse (durch die Bauern) dann zerstört wäre.
In Anbetracht der ökonomischen Krisen in den wir im Augenblick (sowieso schon!) stecken, ist die Zerschlagung des Logistik – Zentrums für den lokalen Handel mit Lebensmittel (der Kölner Großmarkt) eigentlich nicht zu verantworten! Es ist nicht nur eine plumpe und undurchdachte Politik, die die Grünen und die CDU der Bevölkerung da zumuten, sondern es handelt sich auch um eine Sabotageform an einer noch vorhandenen notwendige Infrastruktur (der Großmarkt). Die Großmarkthändler einfach vom Platz zu schubsten, weil sie angeblich einer ominösen Bau-Entwicklung im Wege stehen, nur weil die Stadt Köln es 17 Jahre lang nicht auf die Kette bekommen hat, einen Ersatzplatz für die Händler zu finden, ist schon ein herber Klops! Die einheimischen Händler bluten nun wegen einem dauerhaften Versagen der Stadtverwaltung! Die Unfähigkeit der Stadtverwaltung wird nur noch von der Unfähigkeit der Politik übertroffen.
Anstelle des Großmarkts soll nun das sog. „Parkstadt-Süd“ Bau - Projekt verwirklicht werden, dass allerdings noch weit entfernt in den Sternen steht. Und bei den Verwirklichungs-Geschwindigkeiten die die Stadt Köln in den letzten Jahren so bei ihren Bau - Projekten, .... sei es die Oper oder die Nord-Süd-Bahn... an den Tag gelegt hat, ist kaum zu erwarten, dass zu unser' Lebzeiten die "Parkstadt Süd" zügig realisiert wird, bzw. dass irgend-etwas konkret Realistisches auf dem dann "frei werdenden" Großmarkt - Gelände gebaut wird. Und das ganze Elend nur, weil die Stadt Köln eine 1000mal besprochene Ankündigung, (den Großmarkt nach Köln - Marsdorf zu verlegen) nicht hin gekriegt hat. Daher sollen jetzt die Kölner Großmarkt-Händler, denen man seit 17 Jahren sagt, sie sollen alsbald nach Marksdorf umziehen, ins Gras beißen und einfach sterben! Weitere betroffene von dem Tod des Großmarkts wären die einheimische Landwirtschaft, die Gastronomie, der ganze Mittelstand.
Und darum müssen wir den Händlern bei ihrer augenblicklichen Aktion beistehen, eine Petition, also eine Art Bittschrift an die Stadt Köln zu richten! Die Händler bitten - in Anbetracht der Ratsentscheidung den Großmarkt am Ende 2025 ersatzlos zu zerstören - um Gnade und Vernunft. Sie bitten darum den Großmarkt am leben zu lassen, zumindest noch eine Weile bis ein Ersatz-Platz gefunden worden ist. Die Petition ist gleichzeitig ein Apell an die Stadt Köln, auch ein wenig auf die langfristige Ernährungssicherheit der Stadt-Bevölkerung zu achten, ganz besonders in unsicheren, krisenhaften, kriegerischen Zeiten! Und nicht nur die Gewinnerwartungen einiger Bau- und Beton- Konzerne im Auge zu behalten.
Darüber hinaus müssten auch die Nebenwirkungen der ersatzlosen Zerstörung des Kölner Großmarkt auf die einheimischen Mittelstand bedacht werden! Denn der Großmarkt schwebt ja nicht in einem luftleeren Raum. Es gibt ein riesiges Zulieferungs, Versorgungs, - Entsorgungs- Netz mit Lebensmittel aller Art aus der Kölner Bucht und von internationalen Märkten. Mit einer Vielzahl von Abnehmern aus der Gastronmie, die alle vom Großmarkt ihre Produkte kaufen, die es ohne die einheimischen Landwirtschaft gar nicht gäbe. Gleichzeitg wird auch den Bauern von der gegenwärtigen Politik (der Ampel-Regierung) genauso übel mitgespielt, wie den Lebensmittel-Händlern vom Kölner Großmarkt. Und so kam es am September 2024 zu einem sehr interessantem Gespräch zwischen den Kölner Großmarkt-Händler und einem bekannten Bauern - Aktivist! Das Gespräch fand in einem Büro einer Handelsfirma (Zimmermann) auf dem Kölner Großmarkt am 5. September 2024 statt. Im nachfolgenden die visuelle Aufzeichnung des Gesprächs auf youtube: „Großmarkt in Köln soll geschlossen werden, ist das wirklich richtig so?“
https://www.youtube.com/watch?v=JNswTldJy0I
Und hier .............das Gespräch zum Nachlesen:
„Großmarkt in Köln soll geschlossen werden, ist das wirklich richtig so?“
Pino der Italiener: Waren des täglichen Bedarfs (Nahrungsmittel) werden hier für die Gastronomie oder dem Gemüsehändler oder dem Wochenmarktbeschicker u.s.w. angeboten. Gleichzeitig bringen die regionalen Bauern ihre Erzeugnisse jeden Tag (nachts!) zum Großmarkt. Die Landwirte fahren ihre Produkte frühmorgens zum Großmarkt, sie bringen frische Ware, die hier dann in der Nacht noch versteigert und verkauft werden...
Bauer Wipperfürth: Ich kenne ja die andere Seite, die vielen Landwirte, die sagen, wir müssen heut` Nacht zum Großmarkt. Also, die bringen dann ihre Waren hier hin, die dann hier für die Wochenmärkte vermarktet werden...
Pino: Verkauft wird die ankommende Ware von den Händlern an die Gastronomie, an die Wochenmärkte, an die Kindergärten, den Schulen… es ist ein sehr breites Spektrum, dass der Großmarkt hier beliefert.
Frau Nathalie Balthasar: Es handelt sich bei dem Betrieb des Großmarkts um ca. 2000 Arbeitsplätze, die hier auf dem Großmarkt jede Nacht arbeiten.
Bauer: So weit ich das verstehe ist das Gelände auf dem der Großmarkt steht, eine 110 Hektar große Fläche, 2,5km von der Innenstadt entfernt. Und der Wert des Bodens auf dem der Großmarkt steht, wird auf 3.500,- Euro pro Hektar geschätzt, d.h. der Boden, auf dem Großmarkt steht ist ca. 3,5 Milliarden Euro wert!
Pino: Ja, darum geht es der Stadt Köln wahrscheinlich! Man will dass Baufeld für die sog. „Parkstadt Süd“ frei machen – ohne die Voraussetzungen dafür zu schaffen!
Bauer: Aha, Geld regiert die Welt, dass scheint ja jetzt überall so zu sein!
Pino: Damit die beabsichtigte Zerschlagung des Großmarkts nicht passiert, starten die Händler in diesen Tagen eine Petition, die an die Stadt Köln gerichtet ist. Die Kölner Bürger sollen sich zu der beabsichtigten Zerstörung äußern...Aber nicht nur die Bürger in Köln, sondern auch die Bürger rund um Köln… Denn hier auf dem Großmarkt versorgen sich die nicht nur die Gastroleute aus der Kölner Innenstadt, sondern auch die Leute aus Leverkusen, Lohmar, Koblenz, Aachen und dem Sauerland.
Michael Rieke: Der nächste Großmarkt liegt in Venlo in Holland, 100 km weit weg von hier. Indem die Stadt Köln den hiesigen Großmarkt schließen lässt, befördert sie indirekt den Großmarkt in Venlo. Sie nehmen den Deutschen Bauern ihre Vermarktungs - Möglichkeiten, sie müssen dann nach Venlo fahren und versuchen dort Ihre Waren los zu werden. Sie müssen dort, in Holland, darum betteln einen Absatzmarkt zu finden. Es handelt sich dabei um kleine Bauern, die nicht mit den großen Nahrungsmittelketten, den „großen Vier“ (Aldi, REWE, Lidl, Edeka) zusammenarbeiten können. Denn z.B. REWE sagt zu den kleinen Bauern, ich brauche am Tag 200 Paletten von irgendwas, ansonsten bist du für mich uninteressant! Die Händler vom Großmarkt werden zum großen Teil von den kleineren, mittelständischen Bauern beliefert, die 1 ½ Paletten frische Ware pro Tag liefern können. Damit kann der Bauer seine Familie und seine Mitarbeiter bezahlen. Und dass machen die meisten Bauer auch schon seit drei Generationen so...
Gleichzeitig kaufen die Bauern, die z.B. auch die Wochen-Märkte beliefern, hier auf dem Großmarkt Waren hinzu, denn hier können sie nicht nur lokale Ware von einem Bauern, der etwas weiter weg wohnt einkaufen, sondern auch internationale Waren hinzukaufen.
Keiner auf dem Großmarkt kauft hier während der Saison, z.B. Erdbeeren aus Spanien, weil der Marktpreis für das Kilo Erdbeeren (oder was auch immer) hier vor Ort auf dem Großmarkt noch selbst bestimmt wird und nicht von irgendwelchen Großkonzernen, die Aldi und REWE diktiert wird. Unsere einheimischen Erdbeeren (z.B.) sind qualitativ hochwertig, aber auch sehr sensibel, d.h. sie müssen sehr schnell verzehrt werden... Das sind Verfahrensweisen, die hier schon immer funktioniert haben und eigentlich weiter ausgebaut werden müssten, von wegen der Förderung der kleinteiligen, regionalen Landwirtschaft.
Wir von der „Interessengemeinschaft des Kölner Großmarkts“ waren auch schon im Landtag um anzuregen, die Großmärkte insgesamt eher zu stärken, anstatt sie zu schwächen. Das ist, dass muss man leider sagen, zu unserem großen Unverständnis leider abgelehnt worden. Auch mit den Grünen mit denen wir gesprochen haben, die sich ja auch für Nachhaltigkeit und Regionalität einsetzen, am besten noch mit Bio-Produkte...wir haben denen dargestellt, wie die wirtschaftliche Situation der lokalen Landwirte, hier in NRW, sondern auch im restlichen Europa aussieht… und sie gefragt, wie sie sich langfristig die regionale Nahrungsmittel-Produktion vorstellen..., auch in Anbetracht der weltweit auftauchenden Klimakrise, die ja überall die Landwirtschaft gefährden kann… Wie sollen solche erwartbaren zukünftig Krisen ohne regionale Großmärkte bewältigt werden ? (Siehe auch WDR – Beitrag „bittere Beeren“https://www.youtube.com/watch?v=apWHfraGbN0 )
Die sich bis in die heutige Zeit entwickelte globalisierte Produktions- und Handels-Weisen (von Lebensmittel aller Art) führte zu einer Massen-Produktion, die, - wegen der Monopolstellung der großen Nahrungsmittel-Konzerne -, unter den lokalen, Orts-üblichen Preisen gehandelt werden. Wegen der Monopolstellung, die die Groß-Konzerne haben, können sie den Preis diktieren. Doch hier auf dem Großmarkt ist es anders, es gibt nicht einen oder vier große Lebensmittelhändler, sondern es gibt viele kleine Händler, die alle auf irgendwas spezialisiert sind, die die Produkte der lokalen Bauern für faire Preise selber aushandeln können!
Das ist der eigentliche wirtschaftliche Wettbewerb, den man in der Politik immer so hoch hält! Hier auf dem Großmarkt findet er statt! Die Politik ist eigentlich aufgefordert dieses tradierte Marktsystem zu stärken! Diese Strukturen, die wir noch haben… die Wochenmärkte, der Großmarkt, die kleinen Supermärkte, die türkischen Gemüsehändler, u.s.w. diese Strukturen… das muss gestärkt werden! Das muss gefördert werden! Dabei muss die Stadt noch nicht einmal Geld in die Hand nehmen, sondern sie muss nur sicherstellen, dass eine funktionierende Infrastruktur vorhanden ist! Die Stadt Köln wirft uns vor, dass sie den Großmarkt subventionieren müsste.... Man würde uns (also dem Handelsplatz Großmarkt) in Konkurrenz zu Metro und dem Handelshof sehen… doch tatsächlich können auch Metro ( ) und Handelshof ( ) hier auf dem Großmarkt sich eigene Niederlassung schaffen! Gar kein Problem! Sie bräuchten sich nur eine Halle zu mieten und könnten sagen hier ist Metro-Köln und wir wären sofort im Geschäft!
Doch der Punkt ist der, dass die Stadt Köln, die hier den Großmarkt vorhält, - sie bekommt monatlich von den hiesigen Händlern Miete, sie bekommt Pacht, sie bekommt Gewerbesteuern und was sie dafür tun muss ist nur, die Infrastruktur hierfür zu erhalten, sie muss eigentlich nur ihre Aufgaben erfüllen! Und genau das tut sie nicht!!! Es wird nichts erneuert, alles vergammelt und die Händler kämpfen gegen den Müll, den die AWB (= Kölner Müll-Entsorungs-Firma) einfach liegen lässt. Die Stadt Köln hat eine Marktsatzung und hält sich nicht dran, räumt nicht auf und pflegt und erhält die Struktur nicht! - Obwohl dass genau ihre Aufgabe ist!
Frau Baltarsar: Außerdem sind die Zugänge alle versperrt worden.
Bauer: Ja, ja das habe ich schon gemerkt! Ich habe irgendwo draußen geparkt. Mein Navi ist beinahe verrückt geworden!
Pinov: Was hier tagtäglich passiert ist verbraucherfreundlich! Dieser kleine Konkurrenzkampf den es hier gibt, der auf dem Großmarkt täglich stattfindet ist verbraucherfreundlich! Denn dieser führt dazu, dass der Verbraucher günstige Waren einkaufen kann. Die türkischen Gemüsehändler kaufen hier für den nächsten Tag ein und können um den billigsten Preis kämpfen. Wenn der Großmarkt geschlossen werden sollte, wo gehen dann die kleinen Händler und die Wochenmarkt - Belieferer hin? Zu REWE? Oder Edeka? Die angebotenen Waren auf dem Großmarkt sind nicht preisgebunden, es gibt eine große Vielfalt an Waren und eine Vielfalt von tausenden von Artikeln! Außerdem gibt auch noch Fachleute, die sich auskennen mit den unterschiedlichen Produkten und es gibt einen Service für die Kunden. Hier gibt es eben nicht nur diktierte Preise!!! Und das ist für den Verbraucher wichtig! Die kleinen türkischen Supermärkte oder die Tante Emma Läden oder manche Gastro-Betriebe, die kommen hier jeden Tag und jede Nacht hin und holen sich das Obst, was sie dann für einen Tag brauchen und kämpfen dann um jeden Cent, damit sie dass dem Kunden weitergeben können. Wenn das hier einmal geschlossen wird, sollen sie etwa zu REWE gehen? Oder zu Aldi, um Aldi Marken zu verkaufen? Da sagt doch jeder Kunde, bei Aldi kostet die Ware 99 Cent,... wie soll denn der Händler dabei was verdienen? Wenn er hier hin kommt, kriegen sie die Ware vielleicht für 75 Cent, statt für 99 Cent; und es ist ein großes Angebot von allem da und eine Vielfalt von Tausenden Artikel, die die Supermärkte nicht haben!
Gastronomie, kleine Supermärkte, kleine Händler, Wochenmarkthändler, Wochenmärkte in jedem Stadtviertel, da gehen doch Leute hin, weil sie mal was anderes sehen wollen, was sonst so in den Supermärkten nicht zu finden ist. Der Kunde will auch noch mal mit jemand reden der Ahnung von dem hat was er verkauft, dem man fragen kann, woher der Apfel kommt oder wie er schmeckt. Im Supermarkt steht da am Produkt dran, pro Kilo 1,99 Euro… mehr nicht!
Bauer: Ja auf den Märkten seit ihr ja jede Woche! Es existiert eine Art Vertrauensverhältnis zwischen dem Kunden und den Marktbeschickern. Frage: Warum wird der Großmarkt, obwohl er für den Verbraucher, dem Mittelstand, die Gastronomie und den Landwirten Gutes tut, so bekämpft? Seid ihr denn den großen Konzernen ein Dorn im Auge?
17.00
Rieke: Der Großmarkt ist auch ein Innovationsmotor, viele seltene Früchte, die man später in den Supermärkten findet, wie z.B. die Kivi oder die Kaki, die sind erst einmal über den Großmarkt gelaufen, bevor sie auch von den großen Lebensmittel-Konzernen angeboten wurden….Auch REWE und die „großen Vier“ ( der Lebensmittelhändler) profitieren von der Warenvielfalt und der Struktur auf dem Großmarkt! Der Großmarkt ist eine Art Logistikzentrale, die angemessen mit den konkreten Verhältnissen umgeht, er ist auch eine Art Wirtschaftszentrale, die nachhaltig ist! Ein Beispiel dafür: Was ist, wenn die mit den großen LKWs angelieferten Waren von Lidl und Co. verweigert werden, wenn sie nicht angenommen werden, weil sie zu spät gekommen sind,... es gibt ja sog. Termingeschäfte mit bestimmten Regeln! Wo gehen dann die Tonnen von Waren hin, wenn sie von REWE nicht angenommen werden? Diese Waren (von einem deutschen Bauern, oder aus dem Ausland oder einem speziellen Lieferanten) gehen dann zum Sortieren und zum Weiterverkaufen zum Großmarkt. Hier wird nichts weggeworfen! Sondern so weit wie es möglich ist, gerettet und weiter vermarktet...
Erstaunlicherweise sind unsere größten Widersacher die Grünen…. sie plädieren für Nachhaltigkeit und Klimaneutralität, für die Reduzierung des CO2-Ausstosses, aber all das wird hier vom Großmarkt durchgeführt und trotzdem sind die Grünen gegen den Großmarkt!
Wipperfürth, der Bauer: Wir werden auch vertrieben, unsere Arbeitsbedingungen sind schlechter als in der Ukraine. Wir Bauern dürfen z. B. nicht mehr düngen (wegen der Düngemittelverordnung) und Deutschland importiert gleichzeitig Billigware aus dem Ausland, wo es keine Düngemittelverordnung gibt!
Rieke: Die Stadt sagt, der Großmarkt soll erst mal weg. Ab Dezember 2025 und die Händler – so sagen die Grünen - können ja dann „fünf Jahre Urlaub“ machen und dann im Jahr 2030 mit ihrem Handel wieder anfangen! Die Stadt Köln hat zwar seit 2007 die Verlegung des ganzen Großmarkts mit allen Aufbauten und Kühlhallen nach Marsdorf angekündigt… doch nun soll alles Holt-er-die-Polter zerstört werden! Eigentlich müsste die Stadt den Händlern vom Großmarkt die Markttätigkeiten bis ins Jahr 2030 erlauben! Doch Grüne und CDU, Frau OB Reker lehnten den Antrag von der SPD, FDP, Linke, AFD und Gut, den Großmarktstandort in Raderberg zu verlängern bis 2030 ab! Das Vertragsverhältnis soll prompt auslaufen! Der Rat hat also nicht beschlossen, den Großmarkt zu schließen, sondern er hat nur gesagt, ich verlängere nicht bis 2030. Trotzdem: Die Marktsatzung hat immer noch Bestand!
In Düsseldorf ist es anders! Für Düsseldorf hat der Rat einen Beschluß gefasst, das der Großmarkt geschlossen wird! Damit hätte, wenn Köln folgt, das ganze Rheinland keinen Großmarkt mehr! Im Umkreis von Köln würden dann 3,5 Millionen Menschen ohne Großmarkt leben! Die Politik ist also gefordert, solche Entscheidungen zu Treffen, daß die Händler weiterwirtschaften können. So wie es jetzt im Augenblick hier (auf dem Großmarkt in Köln) aussieht, kann keiner mehr hier richtig wirtschaften,... Investitionsmittel für die Händler werden von der Stadt nicht mehr freigegeben! Was sollen die Händler den Bauern sagen? Sind sie nächstes Jahr noch am Start oder schon Pleite? Das sind alle keine guten Bedingungen um wirtschaftlich gut handeln zu können! 130 Händler arbeiten hier im Verbund mit einander auf dem Kölner Großmarkt.
Bauer: Frage: Ihr habt jetzt keine Alternative zu Marsdorf geboten bekommen?
Antwort: Nein, es gibt keine Planungssicherheit, keiner weiß, wie es weitergeht!!!
Händler: Wir wissen seit Jahren nicht wohin die Reise hingeht! Wir leben schon seit Jahren in arger Unsicherheit.
Die Strangulierung der Händlerkultur (Verödung) wird nicht dazu führen, daß man keine Tomaten mehr kaufen kann, sondern es wird nur noch eine Sorte zu einem extrem hohen Preis geben. Die Vielfalt der Produkte und die Vielfalt der Anbieter hier auf dem Großmarkt erzeugt eine gewisse Qualität. Der Landwirt profitiert davon, dass er mit dem Großmarkt einen definierten Platz vorfindet, wo er seine Produkte (egal wie viel) vermarkten kann. Sollte der Großmarkt nicht mehr vorhanden sein, müssten die einzelnen Gastrobetriebe oder Großküchen zu den Bauern fahren, die sich ihrerseits neue Hof-Verkaufsstrukturen schaffen müssten, um ihre Produkte zu verkaufen. Sie müssten dann Kühlhäuser und Lagerhallen einrichten, die es auf dem Großmarkt schon für alle gibt - und die jetzt kaputt gemacht werden soll. Die Gastwirte müssten von Landwirt zu Landwirt fahren, um die gleiche Vielfalt von Artikeln zu bekommen, die es jetzt noch auf dem Großmarkt gibt!
Man braucht nicht denken, dass 3,5 Millionen Menschen (aus der Kölner Bucht) so mal eben – nach Verschwinden des Kölner und des Düsseldorfer Großmarkts - aus Venlo alle ihre Produkte die sie brauchen, bekommen. Venlo freut sich nämlich nicht darüber, wenn die einzelnen deutschen Wochenmarktbelieferer oder Gastro-Betriebe alle nach Venlo kommen. Venlo verschiebt selber LKW – weise Waren nach Köln, damit sie hier auf dem Großmarkt abgesetzt werden können. Wenn jetzt hunderte von Leuten, kleine Händler usw. nach Venlo fahren, ist das für alle kein Gewinn!
Im Rat gibt es nur eine kleine klare Mehrheit, die sich gegen den Großmarkt ausspricht. Es sind nur die Grünen und die CDU, die sich im Rat gegen eine Verlängerung des Kölner Großmarkts auf dem Gelände in Raderberg ausgesprochen haben. Der Rest, SPD, FDP, Linke, Afd, die Gruppe „Gut“ sind dafür! Das große Problem dabei ist die Planungsunsicherheit für alle Händler.
Bauer: Genau das Gleiche bei den Bauern, keiner weiß wo die Reise hingeht, keiner gibt den Bauern eine Perspektive, die Zukunft ist ungewiss!!!
Rieke: Und das ganze vor dem Hintergrund, dass das EU-Parlament im letzten Jahr (2023) eine Resolution zur Sicherstellung der Ernährung in ganz Europa verabschiedet hat! Und das betrifft nicht nur den Großmarkt, sondern auch die Landwirtschaft. Also, die EU sieht die Versorgung der Menschen in Europa mit Lebensmittel für gefährdet an! Und das auch wegen des Klimawandels, der längst seine Auswirkungen auf die Lebens-Mittelproduktion hat, und das nicht nur in Deutschland! Wieso dann in einer solchen prekären Situation den Bauern und den Lebensmittelhändlern das Leben so schwer gemacht wird, versteht keiner!
Für den Kölner Großmarkt lässt sich das allerdings beantworten, die Stadt Köln setzt sich für die großen Konzerne ein, die die Fläche im Wert von 3,5 Milliarden bebauen lassen will und das hat vor der Ernährungssicherheit den Vorrang und dafür sollen die Händler und Bauern verschwinden.
Die Großmarktleute sagen, wir sind ja auch bereit zu gehen, aber dafür muss die Stadt Köln ihre Aufgaben machen! Und dafür brauchen die Händler ihre Verlängerung.
Bauer: Eure Forderung ist Planungssicherheit?! Am Großmarkt hängt eine ganze Versorgungsinfrastruktur dran, der türkische Gemüsehändler, die Wochenmärkte, die Imbiss-Buden, die Restaurants und die ganze Gastronomie... Und Alternativen zum jetzigen Großmarkt gibt es nicht!!? Unter dem Strich, werden - wenn alles so weiter geht -, alle Lebensmittel teurer, für dich, für mich und für uns alle. Mit 83 % der Mauterhöhung mit den BEHG-Zuschlägen, den CO2-Steuern…. Bisher können sich alle (Supermarkt, Imbiss…) komplett versorgen und das komplett seit 120 Jahren! Das Versorgungsgeflecht Großmarkt droht weg zu brechen, es reicht bis auf den Teller der Kunden...
Rieke: SPD, FDP, Linke, Gut und AFD haben sich dafür ausgesprochen, eine Verlängerung zu machen und sind entsetzt, dass Grüne und CDU dagegen gestimmt haben. Es gibt keinen offiziellen Beschluss, den Großmarkt zu schließen! Die Stadt Köln hat immer wieder gesagt, wir brauchen einen Großmarkt! Jetzt nach der Ratsentscheidung vom 27.06. haben die Händler keine Perspektiven mehr und müssen auch noch den Rückbau finanzieren: 250.000 Euro pro Halle oder Insolvent gehen! Entweder gibt es jetzt ganz viele Insolvenzen oder es gibt eine sinnvolle Perspektive. Die Forderungen sind: Die Politik muss gewährleisten, das die Händler solange hier bleiben können, bis eine Alternative gefunden ist. Es darf zu keiner Unterbrechung des Betriebs kommen! Der Großmarkt ist der Garant dafür, dass die einheimischen Bauern einen Absatzmarkt haben. Bauernverbände sagen, wir brauchen die Großmärkte. Die Ernährungssicherheit ist mit dem Schwinden des Großmarkts nicht mehr gewährleistet. Hinweis ist darauf, ist die immer größer werdende Tafel. Das Grundstück ist Milliarden wert, das ist das Problem!