Betrifft: Die beabsichtigte Zerstörung des Kölner Großmarkts - Brief an die Partei der Grünen in Köln

Liebe Christane Martin! Liebe Kölner Grünen!

Im Juni 2024 haben die Kölner Grünen, die CDU und Frau Oberbürgermeisterin Reker im Stadtrat mit einer Stimme Mehrheit (!) die Zerschlagung (!) des Kölner Großmarkts beschlossen! Es wurde nicht die endgültige „Verlegung des Großmarkts nach Marsdorf“ verabschiedet, wie die Stadt es lange Jahre immer wieder angekündigt hat! Nein, es wurde in dieser äußerst krisenhaften Zeit die Zerschlagung des Kölner Logistik Zentrums für Lebensmittel beantragt! Eigentlich unglaublich für eine ökologische Partei, wie die Grünen!

Hier schreibt Dir/ euch Ottmar Lattorf. Wir kennen uns vom Kampf gegen den Ausbau des Bischofsweg entlang des Kölner Großmarkts im Jahr 2004 und von dem Kampf für die Erhaltung der 300 Bäume entlang der Bonner Straße in den Jahren 2015 bis 2017 und aus der Entstehungszeit der Kölner Grünen in den 8oer Jahren.

Im Juni 2024 haben die Kölner Grünen, die CDU und Frau Oberbürgermeisterin Reker im Stadtrat mit einer Stimme Mehrheit (!) die Zerschlagung (!) des Kölner Großmarkts beschlossen! Es wurde nicht die endgültige „Verlegung des Großmarkts nach Marsdorf“ verabschiedet, wie die Stadt es lange Jahre immer wieder angekündigt hat! Nein, es wurde in dieser äußerst krisenhaften Zeit die Zerschlagung des Kölner Logistik Zentrums für Lebensmittel beantragt! Eigentlich unglaublich für eine ökologische Partei, wie die Grünen!

Der Amtsleiter des Bezirk 2 (Rodenkirchen) Herr Franz Dillmann war so freundlich, mir das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts in Sachen Schließung des Großmarkts in Düsseldorf zu schicken, der jetzt, am Ende diesen Jahres (2024), seine Pforten für immer dicht macht! Ich habe das Urteil gelesen und bin sehr erstaunt über die Argumentation des Gerichts! Es schreibt: "….systematisch spricht ebenfalls nichts dafür...eine Pflicht der Kommunen zur Aufgabenerfüllung abzuleiten…."!

Es geht aus dem Urteil allerdings nicht hervor, ob die Verfasser überhaupt wissen, was sie da beschlossen haben und was ein Großmarkt überhaupt ist und welche große ökologische Bedeutung eine solche Einrichtung für die Ernährungssicherheit überhaupt hat - und das in besonders krisenhaften Zeiten. Und darum der Brief an Dich, Christiane! Weil ich echt von den Socken bin über dieses Votum und weil ich die ökologisch nützliche Perspektive bei dieser Entscheidung überhaupt nicht erkennen kann!

Apropos Ökologie! Ich möchte euch bei dieser Gelegenheit an das verheerende Unwetter in Süd-Spanien Anfang November 2024 erinnern! Ich weiß nicht, ob Du, Christiane weißt, dass "unser" Obst und Gemüse, dass die vier großen Lebensmittelkonzerne (Aldi, Lidl, REWE, Edeka) in Deutschland so preisgünstig anbieten, zum großen Teil aus den südeuropäischen, süd- spanischen Anbaugebieten (z.B. bei Al Maria) kommen? Genau da, wo Anfang November 2024 die schlimmste Unwetter-Katastrophe Spaniens seit Menschengedenken stattgefunden hat!

Bis vor diesem katastrophalen Unwetter mit gigantischen Überschwemmungen litt die süd-spanische Region unter einer schweren, schon Jahre dauernden Trockenheit, die die dort tätigen Anbau-Konzerne dazu brachten, die notwendigen Wassermengen für ihre gigantischen Obst und Gemüse-Plantagen (unter einer gigantischen Plastikplane) aus riesigen unterirdischen Katakomben zu schöpfen. Man hat pro Jahr 400 mal mehr Wasser aus diesen Katakomben geschöpft, als pro Jahr von Natur aus wieder hin einfließen konnte! Das führt in Bälde zum Zusammenbruch dieser unterirdischen Wasserreicher und zum stetigen Zufluss von salzigem Meereswasser…. Und jetzt hat es genau dort in Südspanien (Anfang November 2024 ) eine katastrophale Überschwemmung (und stundenlange Hagelschläge) epochalen Ausmaßes gegeben! (siehe: https://www.youtube.com/watch?v=kGVOvKSRgys)

... nur mal so, zur Erinnerung, wie fragil „unsere“ augenblicklichen, größten Obst – und Gemüse-Plantagen im Ausland sind, von denen die Lebensmittelkonzerne Deutschlands (die „großen Vier“) ihre Erzeugnisse zu uns heranschaffen. Und wer weiß, was diese weltweiten zerstörerischen Umwelt- und Agrarkatastrophen, von denen es in der letzten Zeit relativ viele gibt, (wie z.B. auch die Trockenheit im Süd-amerikanischen Regenwald) noch so alles anrichten können? Es hat noch niemals eine solche große Anzahl klimabedingter Umweltzerstörungen gegeben, wie in diesen Zeiten!

Zumindest sollte man als potentieller Großmarkt-Vernichter auch wissen, dass diese billig Konkurrenz aus Andalusien nicht nur gegen unsere einheimische Bauernschaft (mit Billigpreisen) ausgespielt werden, sondern auch, dass mit dem Zerstören der Großmärkte im Rheinland die Vermarktung der HIER im Rheinland wachsenden, einheimischen Produkte durch die einheimischen Landwirte extrem erschwert, fast unmöglich wird oder nur noch zu Dumping-Preise geschieht! Viele einheimische Bauern würden nach Zerstörung des Großmarkts in die Pleite gehen!

Wohin sollen sie nach Schließung ihres altgedienten Marktes mit ihren Kartoffeln gehen? Sollen sie die Dumping-Preise der Lebensmittel-Konzerne akzeptieren? Und dann mit ihrer Produktion von einheimischen Gemüse demnächst ganz aufhören? Das sowieso schon anhaltende und tragische „Bauernsterben“ geht unter diesen Markt-zerstörerischen Bedingungen einfach nur weiter…! Die einheimischen Bauern protestieren seit Jahren gegen die aktuelle Agrar-Politik!

Die Zerschlagung der Großmärkte in Düsseldorf und Köln wird dazu führen, dass es für die traditionelle, einheimische Landwirtschaft keine Absatzmärkte mehr gibt! So dass wir perspektivisch auf solche ökologisch katastrophalen Produktionsstätte wie im Südspanischen Al Maria angewiesen bleiben. Doch wollen wir das wirklich in der heutigen Zeit? Wollen die Kölner Grünen das wirklich?

Was ist, wenn in Al Maria und in anderen industriell betriebenen Obst- und Gemüse Plantagen in Spanien oder sonst wo auf der Erde, nicht mehr produziert werden kann? Werden wir dann in unseren Großstädten auf die verbliebenen und in der Krise steckenden einheimischen Bauern aus der Kölner Bucht angewiesen sein? Ja, das wären wir!

Bislang haben genau diese Bauern aus der Kölner Region noch die Möglichkeit, ihre Erzeugnisse zum Kölner Großmarkt zu bringen, egal wie viel sie erzeugt haben! Das sicherte bislang ihr (!!) Überleben! Doch genau diese, heute noch funktionierende, aber ziemlich drangsalierte einheimische Landwirtschaft, die wir jetzt durch die Zerstörung ihrer lokalen Absatz- und Marktplätze weiter schwächen, wären in einer sich weiter zuspitzenden Klimakrise unsere wichtigsten Bündnisgenossen, um die Ernährung der Bevölkerung in den großen Städten auch in Krisenzeiten zu gewährleisten! Und das weltweit!!!

Auch die kleinen Wochen- oder Stadtteilmärkte und viele Gastronomen, Großküchen, Mensen, Gemüseläden würden große Versorgungs- Probleme bekommen und stünden bei schlechter werdende oder ausfallenden Zulieferung über den Großmarkt auch vor dem Aus! Sie waren sowieso schon in Folge der Corona-Maßnahmen und des Corona-Lockdowns in eine Krise geraten.

Also: Wollen wir wirklich das noch funktionierende einheimischen Kölner Logistik-Zentrum für den Handel mit Lebensmittel aus der Region, einfach so in die Tonne kloppen? Ja? Für ein Bau-Projekt, ("Parkstadt-Süd") dass noch in den Sternen steht? Wollen wir das wirklich? Wollen wir wirklich den Landwirten aus der Kölner Bucht, die uns in Klima- oder Kriegs-bedingten Krisenzeiten mit Nahrungsmittel versorgen könnten, ihr jetzt NOCH funktionierendes Logistik Zentrum, (den „Großmarkt in Köln-Raderberg“) ersatzlos zerschlagen? Und das bei der Realisierungs - Geschwindigkeit die die Stadt Köln in den letzten Jahren/ Jahrzehnten bei ALLEN Bau-Projekten so ans Tageslicht gelegt hat?

Wie war das noch mit dem Aufbau eines neuen Großmarkts in Köln Marsdorf? Hat irgendwie nicht geklappt! Oder: man sehe sich die Bautätigkeiten an der Kölner Oper an, die nach 10 Jahren der Renovierung schon mehr Geld verschlungen hat, als ein Neubau gekostet hätte! Oder den Bau der 6 km langen Nord-Süd-Bahn zwischen Dom und Bonner Verteiler, die nach 20 Jahren Bauzeit und 3,3 Milliarden Kosten immer noch nicht vollständig befahrbar ist und eventuell erst 2027 fertig gestellt sein wird! Und das in Krisen-Zeiten, in der nicht nur die Landwirtschaft und die Auto-Industrie in einer Krise stecken, sondern auch das Ansehen der Kölner Stadtverwaltung und insbesondere das Ansehen der Grünen Partei? Und das in einer Situation, in der wir, die Bewohnern des Planeten Erde, den Klimawandel noch lange nicht im Griff haben, wie es uns die beinah täglichen Berichte über Umweltkatastrophen ja zeigen! Und dass in einer Situation in der die Stadt Köln mit mehr als 10 Milliarden Euro vor der Pleite steht.

Allein schon aus langfristigen und konkret organisierbaren Klimaschutz-Gründen müsste die (Land-) Wirtschaft weltweit von global und „intensiv“ auf regional und nachhaltig umgestellt werden! Es müssen nicht nur die weltweiten LKW - und Flug-Verkehre reduziert werden, damit die diversen Rohstoffe und Erzeugnisse von A nach B transportiert werden, sondern es muss die gesamte Energie- und Stoff-intensive, industrialisierte Landwirtschaft (mit der Abholzung der Regenwälder für den Anbau von Soja in Südamerika u.s.w.) aufhören! Es müssen weltweit Bedingungen dafür geschaffen werden, dass die durch-industrialisierte Staaten einerseits den Co2 - Eintrag in die Atmosphäre verringern und dabei andererseits nicht verhungern! Und das geht nur mit einem weltweitem, lokalem, ökologischen Bio-Anbau aller Nahrungsmittel! Und dazu bräuchten wir in allen Großstädten infrastrukturell die Großmärkte, wie wir einen in Köln Raderberg haben, als Absatzort für die einheimische, lokal produzierende Landwirtschaft! Denkt global, handelt lokal... Ist doch die Devise der Zeit!

Bislang haben wir die Klimakrise mit NICHTS im Griff!

Es ist anzunehmen, dass eine lokale, naturnahe und Ressourcen-schonende Umstellung des Landbaus eine weltweite Teil-Lösung, ein richtiger Schritt in Richtung kollektiver Über-lebenssicherheit sein könnte. Und genau dafür bräuchte man in einer Millionen Stadt wie Köln ein zentral gelegenes Logistik Zentrum, für den Vertrieb von Lebensmittel aller Art, wie der Großmarkt eins ist, mit seinen vielfältigen tradierten Verbindungen zwischen Stadt und Land. Für die Realisierung einer solchen Überlebensstrategie bräuchte man überhaupt die Erhaltung aller Großmärkte in Deutschland, als wesentliche Einrichtungen um die Bevölkerung auch in Klima- und Kriegs-Krisen - Zeiten zu ernähren!

Den lokalen Bauern aus der Kölner Bucht, die einer Millionen Stadt wie Köln, über einen zentral gelegenen Vermarktungs-Platz mit Nahrungsmittel versorgen kann, darf ihr NOCH funktionierendes Logistik- und Handels- Zentrum „Großmarkt in Köln-Raderberg“ nicht genommen werden! Es muss, - was die weltweite Ernährungssicherheit betrifft - , aus Klimaschutz-Gründen ja sowieso die (Land) Wirtschaft von „global“ auf „regional“ umgestellt werden. Aber dabei braucht es den einheimischen Großmarkt, wie er gerade in Düsseldorf abgeschafft worden ist, und wie er in Köln zur Disposition steht!

Ich schließe:

Dezentral und „natürlich“ („natur-nah“) wird die Herstellung von Lebensmittel in der Zukunft sein oder wir (Verwaltung und Politik und ganz besonders, wir, die Kölner Grünen) verschlimmern offenen Auges die Probleme, für deren Lösung wir eigentlich angetreten sind! Der Agrarwissenschaftler Felix zu Löwenstein schreibt in seinem Buch „Food Crash“ kurz und knapp: „Wir werden uns ökologisch ernähren oder gar nicht mehr.“ Für uns, die Grünen sollte dass doch selbstverständlich sein! Oder?

Christiane, was meinst Du dazu? Wie begründest Du die Zerschlagung des Kölner Großmarkts?

Oder wie begründen die Grünen dieses Vorhaben?

Ich, Ottmar Lattorf lade Dich, Christiane Martin, als Mitglied des Kölner Stadtrats und als (lernfähiges) Mitglied der Grünen im Rahmen einer Bürgerversammlung zu einem Gespräch über den ökologischen Sinn und über den volkswirtschaftlichen Nutzen der Zerschlagung des Kölner Großmarkts ein! Was hältst Du davon?

Fragt und grüßt herzlich

Ottmar Lattorf

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