Wem dient die Zerstörung des Kölner Großmarkts ?

Der für die städtische Lebensmittelversorgung wichtige Großmarkt wird von der Kölner Stadtverwaltung Stück für Stück kauptt gemacht! Der Grund: Das Gelände auf dem sich der Großmarkt seit 84 Jahren befindet soll reichen Bau-Konzernen zur Verfügung gestellt werden!

Seit mindestens 15 Jahren plant und plant und plant die Stadt Köln auf dem Gelände des Kölner Großmarkts ein neues Stadtviertel bauen zu lassen. Das Bau-Projekt hat den grün/ökologisch klingenden Namen „Parkstadt Süd“. Doch über die Planungsjahre hat die Stadt Köln den Händlern des Großmarkt keine Standort-Alternative bieten können! Der Umzug des Großmarkts nach Köln-Marsdorf ist von der Stadtverwaltung nun jahrelang verschleppt worden. Ende Juni 2024 hat der Kölner Stadtrat (Grüne und CDU) gegen die Stimmen der SPD, FDP und Linken beschlossen, den Großmarkt bis Ende 2025 ersatzlos zu zerschlagen! Die Händler sitzen nun auf einem Gelände, was die Stadtspitze den reichen Finanz- und Bau-Konzernen zum bebauen versprochen hat!

 

Seit mindestens 15 Jahren plant und plant und plant die Stadt Köln auf dem Gelände des Großmarkts ein neues Stadtviertel bauen zu lassen. Das Bau-Projekt hat den grün/ökologisch klingenden Namen „Parkstadt Süd“. Doch über die.....

Planungsjahre hat die Stadt Köln den Händlern auf dem Großmarkt keine realistische Standort-Alternative bieten können! Der Umzug des funktionstüchtigen Großmarkts von Köln - Raderberg nach Köln-Marsdorf ist von der Stadt Köln verschleppt worden. Die Händler auf dem Großmarkt sitzen nun auf einem Gelände, was die Stadt den reichen Finanz- und Bau-Konzernen zum bebauen versprochen hat!

(Text als Flugblatt hier)

Jetzt möchte die Stadt Köln das Gelände, - was so groß ist wie der Stadtteil Braunsfeld - möglichst bald für die Banken und Baukonzerne „frei machen“. Egal, was mit dem Großmarkt passiert, egal, ob vom Großmarkt aus die Wochenmärkte in den Stadtteilen, die Gastronomie, die Gemüsehändler, die Grossküchen, die Restaurants... ihre Lebensmittel bekommen oder nicht! Egal ob die einheimischen Bauern ihre Produkte hier abliefern können oder nicht! Die Händler des Großmarkts stören! Einheimische Wirtschaft hin, einheimische Wirtschaft her. Die Händler sitzen mit ihren Aufbauten, Versteigerungshallen, Fahrzeugen und Kühlaggregaten 2,5 km von der Geschäftscity entfernt, finanztechnisch gesehen, am falschen Platz! Die großem Finanz-Konzerne scharren schon seit einiger Zeit mit den Hufen!

Der Kampf um neue Geldanlagen (Investitionsmöglichkeiten) für die (an Geldstau leidenden) Großbanken hat die Kölner Stadtverwaltung gegen die Interessen der alt ein-gesessenen Handelstreibenden gebracht. Die (ehemals) mehr als 160 Händler und mittelständische Unternehmen, inklusive der 1600 Arbeitsplätze sollen für die Profit-Interessen der Bau- und Beton-Konzerne geopfert werden! (Wenn die Stadt für ihre Bürger und für das Allgemeinwohl Sorge tragen würde, sähe die Planung anders aus!)

Die geplante Umsiedlung des funktionstüchtigen Großmarkts nach Marsdorf wurde jahrelang verschleppt! Die Händler wurden einfach nur hingehalten! Seit Jahren sabotiert und schikaniert die Stadtverwaltung die städtischen Händler wo es nur möglich ist! Sie versperrt ihnen die Zugänge, reißt Kühl-und Lagerhallen ab, kündigt Händlern ersatzlos ihre Hallen, lässt das Gelände vermüllen und, und, und... Anstatt den Großmarkt umzusiedeln, „zersetzt“ die Stadtverwaltung mit allen Mitteln den funktionstüchtigen Handelsplatz! Und dass, obwohl der Rat der Stadt Köln im Mai 2021 eine Standortgarantie bis ins Jahr 2025 beschlossen hat! (1), (2), (3) 

Die Stadt will also ganz plump das Gelände für die Konzerne „frei machen“, ohne Rücksicht auf (volkswirtschaftliche) Verluste, ohne einen tatsächlichen Ersatz zu schaffen, ohne die kommenden ökologischen und landwirtschaftlichen Krisen zu berücksichtigen, ohne die Erfordernisse der einheimische Landwirtschaft zu beachten, ohne sich für die ökologischen Potentiale zu interessieren, die ein Großmarkt auch innerhalb der sog. „Parkstadt Süd“ hätte.

Die Stadt hat zwar im Jahr 2019 mit großem Tamtam den „Klimanotstand“ ausgerufen, interessiert sich aber im konkreten nicht die Bohne dafür, wie man bei zukünftigen Bau-Projekten, z.B. bei der sog. „Parkstadt Süd“ dem Klimanotstand (in dem wir ja jetzt schon drin stecken!!) konkret begegnen kann!! Sie müsste sich eigentlich dafür interessieren, wie man unter schlechter werdenden Klimabedingungen (Dürre, Trockenheiten, Extremwetterlagen) die Daseinsvorsorge langfristig garantiert bekommt und den Großmarkt als Handelsplatz für einheimische Lebensmittel erhält und attraktiver macht! (Diese Nachlässigkeit findet man leider bei allen größeren innerstädtischen Bau - und Verkehrs-Projekten (4) und eben auch bei der Planung der sog. „Parkstadt Süd“!)

Es wird nicht darüber nachgedacht, was sein wird, wenn sich die Kölner Region mit 3,5 Mio. Einwohner aus Klimawandel-Gründen künftig komplett selber mit Lebensmittel versorgen müsste und nicht mehr aus dem verdorrenden Südeuropa beliefert werden kann? Denkt die Stadt darüber nach? Nimmt die Kölner Stadtverwaltung die ökologische Krise überhaupt wahr? Die Frage ist, welche (land-)wirtschaftlichen und technischen Infra-Strukturen bräuchte man, um hier in Köln und Umgebung im Fall einer immer drastischer werdenden Umwelt-Krise, die Bevölkerung sicher mit Lebensmittel zu versorgen? Schon jetzt stehen manche Großstädte bei den immer häufiger vorkommenden Wetter-Extremen vor dem Klima-Kollaps. Wasserkrisen, Energiekrisen, Überschwemmungen und eine Ernährungskrise sind bereits in Sicht! (5)

Wenn man sich also mit den städteplanerischen Bedingungen auseinandersetzt, die wir zukünftig brauchen, um eine Ernährungskrise abzuwenden... tja, was würden wir dabei sehen? Den Kölner Großmarkt an der Stelle, wo er jetzt ist! Der Kölner Großmarkt wäre für die regionale und einheimische Landwirtschaft ein gut funktionierender und über die Schiene leicht erreichbarer, zentral gelegener Handelsplatz!

Und zwar weil er noch aus einer Zeit stammt, da die Landwirtschaft nicht „intensiv“ und „globalisiert“ war, sondern auf die Selbstversorgung der Bevölkerung in der Kölner Bucht hin ausgerichtet war. Heute kaufen Agrarkonzerne Soja (= Eiweißfutter für die Kühe und Schweine) in Brasilien ein, die dort ihren Regenwald dafür platt machen, damit wir Eiweißfutter für die Massentierhaltung erhalten, um dann in Milchseen zu ersaufen und unter Fleischgebirge und Butterberge liegen…. alles Folgen der Intensiv-Landwirtschaft!

Die alte, auf einheimische Selbstversorgung ausgerichtete Wirtschaftsweise, für die der Großmarkt auch steht, ist keinesfalls ein romantisches Ideal, sondern wird in allernächster Zeit eher eine überlebenswichtige Notwendigkeit sein und muss wieder etabliert werden! Und dabei muss die Stadt Köln helfen!

Denn der Großmarkt stammt noch aus einer Zeit (1940), da die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmittel aus dem Kölner Umland geschah und es dabei noch keine ökologisch schädlichen Neben-Wirkungen gab. Es gab noch keine Intensiv-Landwirtschaft und auch noch kein Soja aus Brasilien für die Massentierhaltung. Und die Kühlung der landwirtschaftlichen Produkte in den riesigen Keller - Katakomben der Kölner Großmarkt- Versteigerungshalle funktionierte gänzlich ohne elektrischen Strom!

Die Vorgebirgsbauern und die Bauern aus der gesamten Kölner Bucht kamen seinerzeit über Köln-Zollstock die Vorgebirgsstraße runter gefahren und konnten ihre Produkte in den immer kühlen und sehr großen Gewölbe-Keller (unter der Versteigerungshalle) auf dem Großmarkt lagern und oberirdisch in der Halle allmählich abverkaufen.

Nun könnte man meinen, dass so eine alte Methode aus vergangenen Zeiten sich längst überlebt hat, weil wir doch eh‘ unser Gemüse und Tropenfrüchte (bei Aldi, REWE usw.) aus dem europäischen Süden bekommen. Doch der europäische Süden trocknet Jahr für Jahr immer weiter aus! (5) Man sehe sich nur die riesigen Gemüse-Plantagen unter Plastik-Folien bei Almaria in Spanien an! (6), (7)

Infrastrukturell brauchen wir zukünftig genau diese noch vorhanden, aber vernachlässigte Großmarkt-Strukturen, um die auf uns zukommenden klimabedingten (Versorgungs-) Engpässe zu lösen, auf die wir zusteuern, (wenn alles so bleibt wie es ist!). In allernächster Bälde fällt die Gemüse- und Früchte-Produktion in Spanien wegen Wassermangels aus! Und wo bekommen wir dann "unser" Gemüse her? Von unseren noch verbliebenen einheimischen Bauern? Ja? Und wo verkaufen die ihr Gemüse dann?

Der Großmarkt, wie er jetzt ist, ist also kein Überbleibsel aus Großmutters Zeiten, sondern kann eine wichtige Rolle bei der Anpassung und Umstrukturierung der Stadt und ihrem land-wirtschaftlichen Umland in einer immer dramatischer werdenden ökologischen Krise werden! Das Umland von Köln, die Kölner Bucht ragt ganz natürlich in die innerstädtische Lebensmittelversorgung hinein. Die Verkehrswege sind kurz und die Bauern sind noch da!

Und zu diesem Umland gehört auch, die bedrohte, kleinteilige, ökologisch nützliche, einheimische Landwirtschaft, die am ehesten noch in der Lage wäre, mit alten landwirtschaftlichen Produktions – Methoden die anstehende Umwelt- und Ernährungskrise zu meistern! Sie können den ökologischen Erfordernissen der Gegenwart viel eher gerecht werden, als es die weltweiten Agrar-Konzerne heute können. Man muss diese kleinteilige, einheimische Landwirtschaft von daher sowieso fördern!

Die Frage ist, was für eine Infrastruktur bräuchte man dann, um die Lebensmittelversorgung einer Stadt wie Köln durch die wiedererstarkten, regionalen Bauern zu gewährleisten? Genau! Den Großmarkt an der Stelle, an der er jetzt steht!! Denn, weder die normale Versorgung mit Lebensmitteln aus der „dritten Welt“ (wie z.B. Soja aus Brasilien) noch die Versorgung mit Gemüse und Tropenfrüchte aus dem verdorrenden Südeuropa können langfristig so nicht mehr lange gehalten werden, wie das bisher der Fall ist!

Wollen wir möglichst bald auf die jetzt schon drastischen ökologischen Folgen des sog. Klimawandels reagieren, muss sich bald die Art der Lebensmittelproduktion ändern! Eine Stadtplanung, die den Anspruch hat ein „Jahrhundertprojekt“ zu sein, wie die Stadt Köln es mit der sogenannte „Parkstadt Süd“ vor sich her trägt, muss dem Rechnung tragen!

Und das bedeutet für die Planung der „Parkstadt Süd“, dass man sich verkehrstechnisch auf die Wiedereinführung des Schienenverkehrs und auf die Förderung der einheimischen, kleinteiligen (Bio-) Landwirtschaft festlegen müsste. Die kleinteilige Bio-Landwirtschaft in der Region muss wiedererstarken! Die Selbstversorgung der Stadt Köln mit Lebensmittel aus der Region muss wieder hergestellt werden! Die städtische Infrastruktur dafür ist ja noch zum Glück vorhanden und das ist genau der Kölner Großmarkt, wie er jetzt da steht! Und dieser wird gerade von der Stadt Köln in einer unvernünftige Weise alternativlos zerstört?

Der Großmarkt hat genau die Potentiale, die wir zukünftig aus ökologischen Gründen brauchen und sollte als das Herzstück der „Parkstadt Süd“ als notwendige Funktionseinheit erhalten bleiben und nicht auf einen Acker nach Marsdorf verlegt werden, der noch nicht einmal eine Toilette und einen Schienenanschluss hat!

Man kann ja, falls der Großmarkt doch nicht zerschlagen und das Gelände nicht "freigeräumt" wird, die „Parkstadt Süd“ auf die tatsächlich frei gewordenen Geländeteile zwischen Großmarkt und Bahndamm den einheimischen Genossenschaften zum Bebauen übergeben! Die Bahnschienen vom Güterbahnhof Eifeltor bis zum Güterbahnhof Bonntor könnte man ja wiederbeleben! Dadurch bräuchten die LKWs nicht über die Bonner Straße fahren. Damit wäre dem Allgemeinwohl viel besser gedient als dem Bau der sog. "Parkstadt-Süd" gedient!

Und genau das wären die Aufgabe der Kölner Stadtverwaltung!

Ottmar Lattorf, im September 2022, ... Juli 2024

Hier eine Unterschriftenaktion zum Erhalt des Großmarktes…

Also ist zu fordern :

  • dass die Bestandsgarantie des Großmarkts in Raderberg mindestens bis zum 31.12.2025 geht, so wie dass der Stadtrat beschlossen hat und dass dies auch von der Verwaltung umzusetzen ist!

  • dass die Verlegung oder Zerstörung des Großmarkts durch die Stadt Köln zu unterbleiben hat!

  • dass die Schienenverbindungen zwischen Großmarkt und Güterbahnhof Eifeltor wieder revitalisiert werden, damit die LKWs nicht durch bewohntes Gebiet (Bonner Straße) fahren müssen!

  • dass die bisherigen Planungen für die „Parkstadt Süd“ auf langfristige Stadt-ökologische Notwendigkeiten hin überprüft und ergänzt werden! Dass die bisherige Planung auf dem bisher ausgerufenen Gelände, so nicht realisiert werden darf!

  • Es dürfen keine Profit-orientierten Bau-Konzerne, sondern ausschließlich städtische Baugenossenschaften dass verbliebene Gelände bebauen.

    Kontakt: nabis@web.de , Telefon: 0221/34 11 82

  • Spenden-Konto für die Finanzierung von weiteren Flugblätter und Aktionen: Konto Nummer des Vereins Nabis e.V.: IBAN: DE32 3705 0198 0008 5233 26 BIC: COLSDE33XXX, bei Stadtsparkasse Köln, Konto-Inhaber: Hendrik Boehme


Fussnote:

1) Hier zum Nachlesen: Der Beschluss des Kölner Stadtrats für eine Betriebsverlängerung des Großmarkts bis ins Jahr 2025:  https://nextcloud.nabis.de/index.php/s/Rkzn3YDWWRLC5Mg

2) Hier die Meldung dass das Gelände für den Grossmarkt in Marsdorf um 50% verkleinert wird:https://www.koelner-grossmarkt.de/14-12-2021-kuhhandel-macht-saemtliche-planungen-zum-koelner-grossmarkt-in-marsdorf-zunichte/#more-966

(3) Und hierdazu eine Presseerklärung der Händlergemeinschaft: https://www.koelner-grossmarkt.de/

(4) Hier ein weiteres Beispiel dazu, direkt vor den Toren des Kölner Grossmarkts: Im Jahr 2017 hatte die Stadt Köln mit Verweis auf den oberirdischen Bau der Nord-Süd-Bahn (3. Ausbaustufe über die Bonner Straße bis zum Verteilerkreisel) alle 300 Bäume an der Bonner Straße abgesägt, obwohl es eine alternative Baum-schonende Planungen gegeben hat (die Stadt Köln wollte nichts davon wissen!) und obwohl die Bahnschienen bis heute nicht – und wie bei der Fällung im Jahr 2017 versprochen – im Dezember 2019 fertig gestellt wurde!!!

(4) Apropo Klimakollaps: Hier ein aktueller Dokumentarfilm dazu: "Die große Dürre. Was tun, damit Deutschland nicht austrocknet?!" :  https://www.youtube.com/watch?v=Rq5JXpU5mtE

(6) Und hier eine aktuelle Film-Dokumentation (2022) über die ökologische Situation in Südspanien, aus dem Hauptanbaugebiet von Gemüse für den deutschen Markt (Aldi, Lidl, Penny u.s.w.). Titel:  "Staubwüste statt Stausee":   https://www.youtube.com/watch?v=5zQvdRYBqok und:

(7) Extreme Dürre in Spanien: https://www.youtube.com/watch?v=aZs1PiMppHo

 

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