Streuobstwiesen Projekt

Wiedereroberung unserer einheimischen Landwirtschaft!

Streuobstwiese ist "Ausgleichsmaßnahme".

Es geht um die Wiedereroberung unserer  einheimischen Landwirtschaft!

Wir haben die Kontrolle über unser Land verloren! Wir haben die Kontrolle über unsere Landwirtschaft verloren! Wir leben nicht mehr von dem Boden über den wir verfügen. Wir leben nur noch von Produkten die ALDI, REWE und LIDL für uns bereit stellen. Wir leben nicht mehr von dem Boden, den wir besiedeln. Wir haben den Kontakt mit der Erde verloren! Ursprünglich und das ist noch gar nicht so lange her, nämlich vor 50 Jahren, wurden alle Lebensmittel, die man das Jahr über brauchte, in der Region, im Schatten der Kirchtürmer angebaut und verbraucht. Das hat sich bis heute sehr geändert und gereicht uns nicht zum Vorteil!

Hier an diesem Ort, an dem Sie jetzt stehen, (Obstbaumwiese Rodenkirchen, Uferstraße) versuchen Baumschützer des Vereins Nabis die Verantwortung für ein kleines Stückchen Erde / Boden zu übernehmen. Was wie eine Streuobstwiese aussieht, ist eine sog. „Ausgleichsmaßnahme“ der Stadt Köln. Der gemeinnützige Verein Nabis hat im Jahr 2005 versucht, 67 Bäume am Rheinufer in der Innenstadt zu bewahren, die wegen des Baus der Hochwasserschutzwand gefällt werden sollten. Als die Bäume dann doch gefällt wurden, hat der Verein sich dafür eingesetzt, dass als Ersatz für die gefällten Bäume hier (an dem Ort vor dem sie stehen) 67 neue Obstbäumen angepflanzt werden.

Die Allgemeinheit muss sich wieder von dem Land ernähren, dass besiedelt wird, (Allmende) damit sie sich von solchen Wiesen mit Obst und Nüssen versorgen können.

Wir sollten für jeden Menschen in Köln genügend Wiesenflächen zur Verfügung haben, um dort so viel Obstbäume anzupflanzen, dass sich jeder das ganze Jahr über mit Obst und Nüssen versorgen kann.

Der Verein Nabis e.V. hat einen Pflege und Nutzungsvertrag mit dem Grünflächenamt für dieses mit Obstbäumen bepflanzte Gelände, vor dem Sie stehen. (Uferstraße)

Es geht darum die Bäume und Wiese an diesem Ort auf traditionelle Weise zu pflegen, die Sorten zu identifizieren, das Obst zu ernten und zu verarbeiten und das Projekt so zu vergrößern, dass wir im Hinblick auf das Obst, den Weltmarkt nicht mehr brauchen! Wir wollen, dass man wieder so anbaut, wie man es früher gemacht hat.

Wir wollen dass man guckt, wo man lebt, mit wieviel Leuten und wie die Realitäten aussehen und dass man entsprechend wirtschaftet und nicht prasst, wie man es gewöhnlich macht!

Das Ziel ist, von dem Boden zu leben, den wir besiedeln. Und nicht von Billig-Produkten zu leben, die irgendwelche unter-bezahlten Arbeiterinnen für ALDI und LIDL produziert haben und die auf kuriose Weise mit viel Kerosin und Benzin hier nach Deutschland gebracht werden. Nein, so nicht!

Es muss eine Produktionsweise wieder-belebt werden, die dem Planeten und den Bedingungen hier angemessen sind und nicht der Wahnsinn, den man heute mit der Landwirtschaft macht.

Niemals zuvor waren unsere Tische so reichlich gedeckt wie heute. Aber wir zahlen dafür mit einem fürchterlich hohen Preis! Wir zahlen mit

- der Zerstörung des Bodens und des Grundwassers,

- mit der Produktion von schlechten und krankmachenden Nahrungs-mitteln,

- mit der Reduzierung der Artenvielfalt,

- mit einem massiven Energieverbrauch und massiver Freisetzung von Treibhausgasen, wie CO2, Methan und Stickoxide. Und

- mit der weltweiten Verarmung und Verelendung der Klein-Bauern.

Noch vor 50 Jahren war ein Bauernhof eine Art Perpetuum Mobile, einmal in Gang gesetzt, war ein Bauernhof eine sich selber erhaltende Einheit, die aus sich heraus funktionierte und immer einen Überschuss hatte, ohne das von außen Energie hinzugefügt werden musste.

Die Erträge waren immer höher als die Kraft die man hineingesteckt hatte. Heute sind die Landwirte durch die technische und chemische Aufrüstung ihrer Betriebe von körperlicher Arbeit und von der Not-wendigkeit über Natur-Erkenntnisse zu verfügen, völlig losgelöst. (Auch der Bauer geht heute mit Rückenschmerzen ins Fitnessstudio! )

Die Produktivität ist zwar enorm gestiegen, aber der Preis den wir alle für diese Produktionsweise zahlen, ist die Zerstörung unserer Gesundheit und unser aller Lebens-grundlagen!

Das sollten wir nicht dulden! Das sollte nicht geschehen und deswegen fangen wir hier an, eine kleine Streuobstwiese so zu bewirtschaften, wie man es früher gemacht hat. Mit dieser Idee im Hintergrund, dass sie sich das Projekt  vergrößert und auf die ganze Stadt und das ganze Land ausgeweitet wird, um die auf uns zu galoppierende, menschen-gemachte Klimakatastrophe noch zu vermeiden und um gerechte wirtschaftliche Verhältnisse wiederherzustellen. Denn die haben wir auch verloren.

Und dazu seid ihr, die ihr hier steht, herzlich eingeladen!

Es grüßt sie an dieser Stelle

Ottmar Lattorf,

Vorsitzender des Vereins Nabis e.V.

(Pächter der Streuobstwiese vor der sie stehen)

Das Projekt

Der Verein Nabis e.V. hat zwei Streuobstwiesen-Projekte. Das eine Gelände ist eine Streuobstwiese mit 70 Obstbäumen an der Uferstraße in Rodenkirchen (die Bäume sind etwa 15 Jahre alt). Es handelt sich um sogenannte Ersatzpflanzungen die laut der Kölner Baumschutz-Satzung gemacht werden müssen im Fall dass geschützte Bäume auf dem Stadtgebiet gefällt werden. Hier hat der Verein einen Pflege- und Nutzungsvertrag mit dem Grünflächenamt der Stadt Köln.

Das andere Gelände ist ein siebenteiliger, Streuobstwiesen-Komplex mit 85 alten Obstbäumen im Weisser Bogen. Hier hat der Verein die Zutrittsrechte für die Wiesen und die Nutzungsrechte für das Obst von der Rheinenergie AG bekommen. Das Alter der völlig vernachlässigten Bäume im Weisser Bogen liegt zwischen 30 und 50 Jahren. Dort handelt es sich ausnahmslos um alte nicht mehr marktfähige, vergessene Obst Sorten.

Auf Streuobstwiesen stehen hochstämmige Obstbäume meist unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Arten und Sorten. Streuobstwiesen zählen mit zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Die Bäume und Wiesen bieten Nahrung, Rückzugmöglichkeiten und Unterschlupf für viele Insekten, Vögel und Säugetiere. Heimische alte Obstsorten haben darüber hinaus aber auch kulturhistorische Bedeutung, da sie an Klima und Böden in unserer Region seit langem angepasst sind und beides schützen helfen.

 

Aller Anfang ist schwer

Die erste Aufgabe bestand erst einmal darin, eine Gruppe von Naturfreunden zusammen zu trommeln, sie in der Lage zu versetzen, die unterschiedlichen Obstbäume zu identifizieren, die Sorten zu bestimmen, die Qualitäten und Eigenschaften der Sorten herauszufinden und die Bäume als solches zu erhalten.

Als erstes wurden zur Zeit der Kirsch-, der Pflaumen- und der Apfel-Ernte Rundgänge über die Wiesen mit Vorträgen und Erklärungen über die Qualität des Obstes, über die Pflege von Obstbäume, über den Zustand der Landwirtschaft und der Ökologie durchgeführt. Die alten Bäume, die zum Teil völlig vernachlässigt waren, brauchten eine Kronenpflege und sog. Entlastungsschnitte, um sie möglichst noch lange zu erhalten. Auch die Baumscheiben mussten gesäubert werden.

Lagerflächen mussten gefunden und Transportmöglichkeiten organisiert werden. Es mussten unzählige Verkaufsgespräche und Erklärungen zu dem Wert der Äpfel mit den Bioladen-Besitzern und auf den Wochenmärkten durchgeführt werden. Eine Saftpresse wurde organisiert.

Das Arbeitsjahr

Die Wiesen werden regelmäßig in Augenschein genommen und die Obstbäume auf Befinden und Früchte überprüft.

  • Anfang des Jahres wird bei einigen Bäumen ein erneuter Obstbaumschnitt durch geführt.
  • Mitte Juni wird die Wiese an der Uferstraße in Rodenkirchen gemäht und das Heu von der Wiese gebracht (der Magerrasen soll erhalten bleiben).
  • Ende Juni werden die Kirschen geerntet und verarbeitet.
  • Ab September bis in den November werden die verschiedenen Apfel- und Birnensorten geerntet und verarbeitet.
  • Anfang/Mitte Oktober wird die Wiese an der Uferstraße in Rodenkirchen nochmals gemäht.

Was geschieht mit der Ernte?

Natürlich kann sich jedes Mitglied der hungrigen Obstunion mit so vielen Früchten eindecken, wie er kann/will. Die überschüssige Ernte wird in Bioläden oder auf Wochenmärkte gebracht (der Erlös kommt ausschließlich dem Verein Nabis und dem Streuobstwiesen-Projekt zugute). Ein Teil wird zur Tafel gebracht. Der Rest wird auf traditionelle Weise verarbeitet, getrocknet, eingemacht oder (zu einem großen Teil) versaftet. Empfehlung: Unser Apfelsaft ist wirklich lecker!

Einige alte Sorten auf unseren Wiesen

Büttner Rote Knorpel

Sie wurde um 1795 von C.G. Büttner in Halle, Saale aus Samen gezüchtet. Eine der ältesten gelbroten Knorpelkirschen. Kugelige Steinfrucht; große Knorpelkirsche, mit tiefer Stielgrube; Fleisch fest, hellgelb, sehr süß und angenehm aromatisch mit guter Säure, Saft farblos. Ertrag regelmäßig und hoch, Reife Ende Juni, Anfang Juli.

Purpurroter Cousinot

Alte Apfelsorte, deren genauer Ursprung nicht mehr bekannt ist. Seit den 1920er Jahren verbreitet er sich ausgehend vom Reisermuttergarten Magdeburg. Der Apfel wird mittelgroß, meist kleiner als 8 cm im Durchmesser, und hat eine runde, meist regelmäßige, hochgebaute Form. Die glatte Schale hat eine gelblichgrüne bis gelbe Grundfarbe mit einer meist intensiv roten Deckfarbe und weist eine leichte Punktierung auf. Der Apfel hat ein weißes bis hellgelbliches z. T. von einer rot gefärbten Äderung durchzogenes Fruchtfleisch, das einen erfrischenden, aromatischen Geschmack hat. Reife im Oktober. Aufgrund seiner intensiv roten Farbe, die durch Polieren der Schale hervorgehoben werden kann, wurde und wird er als Weihnachtsbaumschmuck verwendet. Seine Genussreife erreicht er spätestens im Dezember. Bei entsprechender Lagerung, kann er bis zum Ende des Frühjahrs bzw. Beginn des Sommers genossen werden.

Baumanns Renette

Der Apfel wurde etwa um 1800 von Jean-Baptiste van Mons in Belgien als Sämling unbekannter Eltern ausgelesen. Zufriedenstellende Früchte lassen sich allerdings nur bei guter Pflege und guten Standorten ernten, da er für Obstbaumkrebs, Blut- und Blattläuse und am Lager für Lagerschorf, Schalenbräune und Fäulnis anfällig ist. Positiv sind der frühe Ertragseintritt und auch hohe und gleichmäßige Erträge. Der Apfel ist wenig spritzempfindlich, die Blüte ziemlich frosthart, und er welkt kaum am Lager. Außerdem ist er wenig druckempfindlich und dadurch gut transportfähig. Er ist für seine Färbung beliebt, so war er früher beispielsweise ein klassischer „Weihnachtsapfel“. Die Genussreife liegt im Zeitraum von Mitte Dezember bis März. Allerdings kann Baumanns Renette geschmacklich nicht mit aromatischeren Sorten mithalten.

Hauxapfel

Um 1920 von Andreas Haux aus Baden- Württemberg aus Samen von ‘Roter Trierer Weinapfel’ gezogen und 1925 ausgepflanzt. Mittelgroß bis groß. Etwas unregelmäßig kegelförmig gebauter Winterapfel mit markant weiter und tiefer Stielgrube und ausgeprägten Höckern im Kelchbereich. Fruchtfleisch weißlich grün, später gelblich, wenig saftig und hart, mürbe und mit fruchtiger Säure. Wirtschafts- und Mostapfel mittelhoher Zucker, hoher Säuregehalt, fruchtig, aber wenig saftig. Ernte Mitte Oktober bis Ende Oktober. Kein Frischverzehr, ausgesprochene Mostsorte für guten Saft. Kann aber auch bis März gelagert werden.

Kaiser Wilhelm

Der Kaiser Wilhelm ist eine alte Apfelsorte, die zuvor in der Kölner Umgebung unter dem Namen Peter Broich bekannt war. Als Kaiser-Wilhelm-Apfel wurde sie dann überregional bekannt. Frucht mittelgroß bis groß, variabel kegel-/ kastenförmig oder rundlich. Deckfarbe dunkelrot, z.T. purpur-rötlich; bei stark gefärbten Früchten flächig, sonst verwaschen streifig. Fruchtfleisch gelblich-weiß, fest, mittelfeinzellig, säuerlich süß, ohne ausgeprägtes Aroma. Anfangs saftig, nach Lagerung bald mürbe werdend. Die Sorte wird Ende September geerntet und ist von Ende Oktober bis April genießbar.

Köstliche aus Charneu

Eine alte Birnensorte, die als Zufallssämling entstand und ca. 1800 in Charneux auf einem Gut gefunden wurde. Die Frucht ist mittelgroß bis groß mit einem Durchmesser von ca. 60 mm und birn- bis kegelförmig. Die dünne Schale hat eine grüne Grundfarbe, die sich mit zunehmender Reife gelb färbt – auf der von der Sonne beschienenen Seite bildet sich eine hell- bis dunkelrote Deckfarbe heraus. Die Schale weist zahlreiche Punkte auf. Das feine Fruchtfleisch ist weiß bis hellgelb, süß und sehr saftig mit einem feinen Aroma bei wenig Säure. Die meist als Tafelbirne genutzte Frucht wird Ende September bis Mitte Oktober pflückreif und ist bis November genussreif.

Schlusswort und Aufruf!

Das Projekt ist getragen von der Haltung, dass wir – jeder von uns – gefordert sind, Verantwortung für die Probleme zu übernehmen, die wir sehen und die die Gesellschaft heute hat. Es nützt gar nichts die Politik zu kritisieren, wenn wir, die Bürger die Probleme auf der Ebene auf der wir stattfinden und leben, nicht anpacken. Würden wir das Alle gemeinsam tun, würden wir die Politik überflüssig machen.

 

Ausführliche Beschreibung des Projekts Streuobstwiese