Stadt Köln plant Vergrößerung einer Kreuzung, um den Autoverkehr zu verringern

Die Schönhauser Straße soll auf Höhe der Bonner Straße auf sechs Spuren aufgespreizt werden! Die neue verbreiterte Schönhauser Straße wird zum großen Teil über den REWE-Parkplatz geführt werden. Der Hauptausschuss hat in einer Dringlichkeits-Sitzung am 3. August beschlossen, die ersten fünf der über 70 Jahre alten, gesunden Bäume an der Schönhauser Straße fällen zu lassen. Und das obwohl die Baumreihe, (es handelt sich um Platanen) sowohl unter Denkmalschutz als auch unter Baumschutz stehen. Der Stadtrat er Stadt Köln will diesen Beschluss in seiner nächsten Sitzung am 10. September bestätigen.

Der Plan, die Schönhauser Straße zu verbreitern und über den REWE-Parkplatz und durch das grüne Tälchen zwischen den Marktstraßen zu verlegen, ist Teil einer Umgestaltung der ganzen Kreuzung Bonner Straße /Schönhauser/ Marktstraße zu einem neuen Verkehrsknotenpunkt. Diese Umgestaltung sei erforderlich, so dass Brückenbau- und Straßenbahnbauamt, weil die bis heute noch nicht funktionierende Nord-Süd-Bahn, deren Bau im Jahr 2009 zum Zusammenbruch des historischen Archiv geführt hat, bis zum Bonner Verteiler weiter gebaut werden soll.

Für dieses Schienen-Projekt über die Mitte der Bonner Straße muss die Straße verbreitert werden, daher werden auch noch alle Bäume an der Bonner Straße zwischen der Schönhauser Straße bis zum Bonner Verteiler abgeholzt! (Siehe S. 127) Auch ca. 230 Parkplätze an beiden Seiten der Bonner Straße fallen dadurch auch weg. Seit Jahren redet die Politik davon, den Verkehr von und zum Großmarkt durch die Großmarktverlegung zu minimieren. Und nach Berechnung des Straßenverkehrsamts (Herr Harzendorf) soll die Auto-Verkehrsdichte auf der Kreuzung Bonner Straße / Schönhauser nach In-Betriebnahme der Nord-Süd-Bahn abnehmen!

Trotzdem soll die Kreuzung nun zu einem großen Verkehrsknotenpunkt ausgebaut werden. Der Grund: Nur bei Umgestaltung der Kreuzung fließt das Steuergeld von Bund und Land für den Bau der Nord-Süd-Bahn. Die Fördermittel sind an gewisse Bedingungen und an Fristen (!) geknüpft. Ohne den Umbau der Kreuzung gäbe es diese Fördermittel nicht. Die bisher entstandenen Baukosten müsste die Stadt Köln und die KVB alleine bezahlen oder das Projekt aufgeben. Übersehen wird, dass die Verkehrsdichte (Anzahl der fahrenden Autos) mit der Breite der Straßen und Kreuzungen zunimmt. Wer Straßen sät, erntet schließlich Verkehr.

Diese Umgestaltung der Kreuzung Bonner Straße /Schönhauser Straße, zu der auch der Abriss der letzten denkmalgeschützte Villa der Familie Mann aus dem 19. Jahrhundert gehört, ist die Fortsetzung einer völlig konzeptlosen und unklugen Verkehrspolitik und einer total vermurksten Stadtplanung der Kölner Stadtverwaltung.

Obwohl es immer eine sinnvolle Alternative zu dem Bau der Nord-Süd-Bahn gegeben hat, hat sich die Kölner Beton-Fraktion nicht dafür interessiert. Beispiel: Man hätte die alte Rheinuferbahn der KBE wieder beleben können. Diese Bahn begann in Köln am Rheinufer nahe der Hohenzollernbrücke und führte dem Verlauf des Rheins folgend bis nach Bonn. Die Bahntrasse vom Ubierring bis zur Hohenzollern -Brücke am Rheinufer wurde 1978 stillgelegt. Die Trasse war bis zum Baubeginn der Nord-Süd Bahn im Jahr 2002 als Bus-Parkplatz in Benutzung. Vom Schokoladen-Museum aus hätte man die Schienen unterirdisch bis zum Breslauer Platz legen können. Die Realisierung dieser V8 genannten Variante einer Nord-Süd- Bahn hätte den Rheinauhafen an das Bahnnetz angeschlossen, es gäbe keine störende Queerung der Nord-Süd-Bahn an der Südbrücke (die noch nicht in Betrieb ist) und sie wäre bedeutend kostengünstiger geworden.

Der verkehrspolitische Unsinn, der in Deutschland über Jahrzehnte organisiert wurde, bestand darin, den ökologisch und volkswirtschaftlich vernünftigen Schienen-Verkehr sukzessive zugunsten des Auto-Verkehrs kaputt zu machen, zu privatisieren und abzubauen. Egal ob auf Bundesebene oder in Köln. Beispiele: Die Straßenbahnline Nr. 6 von der Innenstadt kommend bis Marienburg hat man vor 15 Jahren einfach abgebaut. Eine weitere Straßenbahn auch vom Clodwigplatz kommend bis auf Höhe der Annastraße/ Brühlerstraße hat man schon in den 70ziger Jahren demontiert. Den Güterbahnhof Bonntor neben dem Großmarkt wurde auch außer Betrieb gesetzt. In Europa wurde in den letzten 30 Jahren jährlich ca. 600 Kilometer Eisenbahn-Schienen stillgelegt werden, währenddessen das Autobahnnetz um 1200 km jährlich(!) vergrössert wird.

Die Idee, dem Schienen–Nah-Verkehr wieder eine Chance zu geben, ist von daher eine gute und volkswirtschaftlich sinnvolle Maßnahme. Doch die Idee, dem öffentlichen Schienen-Nah-Verkehr mit der jetzigen Planung (Nord-Süd-Bahn) auf der Bonner Straße so zu verbessern, wie KVB und die Stadt Köln das jetzt vor haben, ist die Perversion dieser guten Idee

Das Ausmaß der Zerstörungen, die mit dem Bau dieses Schienenstrangs verbunden sind, die Abholzung aller Bäume an der Bonner Straße, dem Buchenwald am Bonner Verteiler für eine Parkhaus, der Abriss eines Denkmals und weiterer Häuser und viele weiterer Nachteile, stehen in keinem vernünftigen Verhältnis zu dem eigentlichen Ziel, die Anzahl der Autos in dem Stadtteil zu reduzieren. Es gäbe auch jetzt noch andere, weniger zerstörerische Möglichkeit den öffentlichen Personen-Verkehr zu fördern. Zu dem ist es mehr als fraglich, ob die Verlängerung der Nord-Südbahn unter den neu geschaffenen Straßenbedingungen überhaupt dazu führt, den Auto-Verkehr in Raderberg und den anliegenden Stadtteilen zu reduzieren.

Mit dieser brachialen Planung die Anwohner zum Opfer einer Grünen-Ideologie, die da heißt, Stoppt den Individualverkehr um jeden Preis, auch wenn noch so große Zerstörung eintreten. Die Absicht, den Auto-Verkehr zu reduzieren ist ehrenhaft, die Mittel die hier angewendet werden sollen, sind nicht zu akzeptieren!

Bei der noch anstehenden Abwägung aller Belange durch die Bezirksregierung für die Planfeststellung muss auf die Neugestaltung des Kreuzung Bonnerstraße /Schönhauser verzichtet werden! Alles andere ist das Durchdrücken von fragwürdigenden Infrastruktur-Maßnahmen gegen den Willen der ABevölkerung und zu Lasten des Klimas und des Stadtbildes in unseren Stadtteilen. Hier kann man die gesamte Planung nachlesen

Bis zum 9. September gibt es im Amt für Brücken- und Stadtbahnbau eine Offenlegung der Planung. Die Einwendungsfrist gegen die Pläne enden am 23. September.

Am Donnerstag, den 10. September, um 15.30 Uhr findet die nächste Stadtrats-Sitzung statt, in der die Ratsherren die Entscheidung, die Bäume zu fällen absegnen will.

Das ganze Infoblatt zum ausdrucken

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