Verkehrsplanung der Stadt Köln weiterhin auf dem Holzweg
Mittlerweile sind es nicht nur die Bürger-Initiativen, sondern auch Oberverwaltungsgerichte, die Kölns völlig dilettantische Verkehrsplanung kritisierten!
Schon als die "Initiative gegen Planungsirrsinn" in den Jahren 2016/17 die Fällung der 300 Bäume an der Bonner Straße zu verhindern suchte, konnten wir feststellen, dass Stadtverwaltung (und Politik) KEIN plausibles Gesamtverkehrskonzept für die Bewältigung des ausufernden motorisierten Individualverkehr hat. Die Kölner Stadt- und Verkehrsplaner wollten auch nicht mit neuen, zukunftsweisenden Verkehrs-Konzepten und Beispielen aus anderen Städten konfrontiert werden! Sie waren in den Begegnungen mit den gut informierten Mitgliedern der Bürgerinitiative und ihrem wissenschaftlichem Beistand „beratungsresistent“.
Die Bürgerinitiative konnte damals (im Jahr 2017) die von der Stadt Köln vorgelegte Bauplanung für die Bonner Straße (3. Ausbaustufe der Nord-Süd-Bahn) wesentlich verbessern. Das Ergebnis der Neuplanung war, die meisten der 300 Bäume an der Bonner Straße hätte die Stadt für den Schienenausbau stehen lassen können! Doch die Stadt Köln war noch nicht einmal willens, die Planung der Bürgerinitiative zur Kenntnis zu nehmen und sie zu diskutieren. Und das, obwohl die Ober-Bürgermeisterin Reker in öffentlichen Veranstaltungen die Bürgerbeteiligung beschwört.
Die Stadt wollte, obwohl die Luftverschmutzung durch den PKW-Verkehr über jeden gesetzlichen Grenzwert lag und obwohl sich die Blechlawienen durch die Stadt wälzten, an ihrer unprofessionellen und verquasten Planung festhalten!
Selbst als deutlich wurde, dass die Bürgerinitiative gegen diese Planung (3. Ausbaustufe) klagt und die Deutsche Umwelthilfe die Stadt wegen der Grenzwertüberschreitungen verklagen würde, lenkte die Stadt nicht ein. Sie wollte die Fahrbahnen auf der Bonner Straße, trotz Schienenausbau, für noch mehr und breitere PKWs noch breiter bauen, als sie jetzt sowieso schon ist. Und genau dafür wurden die 300 Bäume im Oktober 2017 gefällt!
Die Stadt wollte auch keine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h auf den innerstädtischen Straßen einführen, obwohl dass die Schadstoffmengen (Stickstoffoxide und CO2) und die Unfallzahlen verringert hätte.
Die von der Deutschen Umwelthilfe (DHU) angekündigte Klage gegen die Stadt wegen fortgesetzter Überschreitung von Stickoxidgrenzwerten, auch an der Bonner Straße, wurde im Sommer 2018 eingereicht und hatte direkt Erfolg. Im November 2018 hat das Kölner Verwaltungsgericht die Kölner Behörde zu Diesel-Fahrverboten im fast kompletten Stadtgebiet verpflichtet. In zwei Schritten – ab April und ab September 2019 – sollten Diesel-Autos aus dem Stadtgebiet verbannt werden, zunächst für Euro 4 und schlechter, danach für Euro 5.
Doch die Stadt Köln weigerte sich, dass angeordnete Dieselfahrverbot zu verhängen und ging daher gegen die Entscheidung des Gerichts vor dem Oberverwaltungsgericht (OVG) in Münster in die Revision und verlor diese nun im vergangenen Mai 2019!
Das OVGericht in Münster übte bei der Urteilsverkündung scharfe Kritik an die nachlässige Verkehrsplanung der Stadt. Die Überschreitung der Grenzwerte für gesundheitsschädliche Stickoxide wäre aus Sicht des Gerichts rückblickend zu vermeiden gewesen, wenn die Stadt früher tätig geworden wäre...Hier der ganze Artikel dazu:
Und genau das ist nicht die Art der Kölner Verkehrsplaner, vorausschauend und nüchtern auf die Verkehrs-Probleme zu schauen, die die Stadt nun mal zu lösen hat. Aber damit nicht genug.
Nach dem Tunnelbau ist vor dem Tunnelbau
Anstatt den öffentlichen Schienennahverkehr (ÖPNV) nun endlich auszubauen, plant die Verkehrsexperten der Stadt einen weiteren, teuren 3 km langen Tunnel, die sog. "Ost-West-Achse" für eine Milliarde Euro! Hier ausführlicher erklärt.
Der sich täglich anbahnende Verkehrsinfarkt in der Stadt ist bereits Resultat einer Verkehrspolitik, die über die Jahrzehnte das Auto zum Hauptverkehrsmittel gekürt hat. Man hat deshalb in Köln einen Teil des Schienen-Infrastruktur, die man nach dem zweiten Weltkrieg zum großen Teil wieder aufgebaut hatte, in den 70er / 80er und 90ziger Jahre wieder demontiert und raus gerissen! Zuletzt die Linie 6 von Longerich kommend bis Chlodwigplatz über die Bonner Straße nach Marienburg.
Politik und Verwaltung setzten sich kontinuierlich und hartnäckig für die autogerechte Stadt ein. Man kann aber so die alltägliche Autoflut nicht eindämmen. Es muss ein anderes und bezahlbares Verkehrsangebot (z.B. ÖPNV) ausgebaut werden. Es müssten also sehr viel mehr oberirdische Schienen gebaut werden und das besonders auch in den Radialen und Tangenten des bisherigen Schienennetzes. Doch was treibt die Stadt Köln in dieser Hinsicht?
Es sind zwar in den letzten 14 Jahren Riesen-Summen für den Ausbau des Schienennetzes in Köln geflossen, aber das Geld ist nur in den Bau eines bisher funktionslosen und schlecht geplanten 4 km langen, unterirdischen Tunnel (Nord-Süd-Bahn) gesteckt worden! Es waren ca. 2 Mrd. Euro, plus die Kosten für ein zusammengebrochenes historische Archiv, nämlich noch einmal mindestens 1,3 Mrd.Euro.
Die oberirdische Verlängerung dieser nutzlos im Tunnel liegende Schienen kann der Bürger sich ganz aktuell auf der Bonner Straße ansehen. Hier wird gerade die 3. Baustufe der Nord-Süd-Bahn gebaut... oder doch nicht? Hier mehr zum aktuellen Stand der Dinge auf der Bonner Straße.
Die insgesamt 6 km lange Nord-Süd-Bahn soll erst im Jahr 2027/28 fertig sein! Schlappe 24 Jahre nach Bau-Beginn!
Die Grundidee bei der Konzeption für die Nord-Süd-Bahn war, dem Autoverkehr mit viel Geld für den Schienenausbau oberirdisch möglichst viel Platz zu verschaffen! Und genau mit diesem Konzept hat der Stadt Köln nun auch, mit den Stimmen der Grünen, im Dezember 2018 beschlossen, mit der Planung für einen weiteren 3 km langen Tunnel zu beginnen, um den Schienenverkehr voran zu bringen.
Der neue Tunnel soll kurz vor der Deutzer Brücke, am Heumarkt (Osten) beginnen und unter dem Neumarkt unter dem Rudolfplatz, unter der Venloer Straße bis auf Höhe von Melaten-Friedhof im Westen der Stadt gegraben werden. Es soll nach Angaben des KstA auch ein Milliarden-Projekt. werden
Man kann nur hoffen, dass es nicht zu dem Bau des Tunnels kommt und die Verkehrsplaner sich eines Besseren besinnen werden!
Zwischenzeitlich hat sich eine Bürgerinitiative für eine Verkerhrswende in Köln gegründet. Hier die Internetseite der Initiative:
Fahrrad Stadt Köln?
Nicht nur der Schienenausbau ist von der Schlafmützigkeit der Verkehrsplaner in Köln betroffen, leider ist eine Fahrrad-freundliche Stadt Köln auch weit weg, in weiter Zukunft. Guckt man sich die Lage der Fahrradfahrer auf den Straßen in dieser Stadt an, sieht man die gleiche „Auto-hat-Vorrang“-Verkehrspolitik und keine Weiterentwicklung. Erst letztens landete die Stadt Köln beim Fahrrad-Klimatest des Allgemeine Deutsche Fahrradclubs (ADFC) im Vergleich mit anderen Metropolen auf den letzten Platz!
Selbst dass, was die Stadt Köln auf Drängen der unterschiedlichen Fahrrad-Infinitiven ausbauen wollte, nämlich wenigstens die Ringe zur Fahrradstraße auszugestalten, bleibt Stückwerk und wirkt wie ein unwirklicher Flickenteppich.
Die Devise nach der die städtischen Verkehrsplaner handeln lautet, das Autos soll immer weiter den absoluten Vorrang bei der Bewältigung des Verkehrs in der Stadt haben! Alles andere ist den Verkehrsexperten in der Verwaltung nicht denkbar.
Doch auch die Fussgänger leben gefährlich in Köln!
Die Fußgänger sind das schwächste Glied in der Kette der Verkehrsteilnehmer und aus der Sicht der Kölner Verkehrsplaner eigentlich gar nicht vorhanden. Zwar hat in vielen nordrhein-westfälischen Städten die Zahl der Fußgängerunfälle abgenommen, aber leider nicht in Köln.
Bei der Aufstellung von Sicherheitskonzepten für Fahrradfahrer und Fußgänger im bundesweiten Vergleich waren bei einer Auswertung des VCD (VerkehrsClub Deutschland) die meisten Städte in NRW geradezu vorbildlich. Nur in Köln hinkt man hier allerdings weit hinterher! Warum? Schlicht und ergreifend deshalb, weil eine Fußverkehrsstrategie einfach nicht vorhanden ist.
So wundert es auch nicht, dass die Verwaltungsspitze das Ordnungsamt angewiesen hat, dass das ordnungswidrige Abstellen von Fahrzeugen auf den Gehwegen toleriert werden soll. Gehwege sind zwar ein öffentlicher Raum, den Fußgängern vorbehalten und somit kein privater Parkraum. Deswegen ist das Parken auf Gehwegen laut Straßenverkehrsordnung grundsätzlich nicht gestattet. Doch den Verantwortlichen in der Köln- Stadtverwaltung ist das völlig egal, das Auto hat Vorrang, selbst auf den Bürgersteigen. Hier ein offener Brief an Frau OB Reker zur Befreiung der Gehwege von den Autos.
Wer hat die teuerste Bahn im ganzen Land?
Will man dann in Köln mit der Bahn fahren, so sind dann ausgerechnet hier in Köln bei der KVB die Preise für die Fahrkarten besonders hoch und im Vergleich mit anderen Großstädten sogar „traurige Spitzenreiter“
Klasse! Die Kölner Verkehrsteilnehmer, die auf ein Auto verzichten wollen, sollen ein auf Dauer schlechtes öffentlich Personen Nah-Verkehr-Angebot mit besonders viel Geld honorieren! Hier ein Kommentar dazu.
Für eine Verkehrswende in Köln
Um die Notwendigkeit einer allgemeinen Verkehrswende zu unterstreichen, hatte das Fahrrad-Aktionsbündnis „Radkomm“ in einem Zeitraum von einem Jahr über 200 000 Unterschriften für eine Verkehrswende in NRW gesammelt.
Ziel der Volksinitiative war es, die Politik und Verwaltung zu einer Wende in der Mobilitätspolitik zu bewegen und den Anteil des Radverkehrs von aktuell ca. acht Prozent auf 25% zu steigern.Das Land NRW muss sich nun, nach den vielen Unterschriften endlich des Themas annehmen! Hauptforderung ist, dass die bestehende Verkehrsinfrastruktur anders aufgeteilt werden soll.So sieht es bis jetzt aus.
Zwischendurch hat in Köln die Verkehrsdezernentin Andrea Blome die Entscheidungen für die weitere Umgestaltung der Ringe zur Fahrradstraße vertagt.
Es wird wohl zukünftig das Beste sein, die gesamte Verwaltung, samt ihrer Politik zu entlassen!
von Ottmar Lattorf