Nord-Süd-U-Bahn: Baumfällarbeiten an der Bonner Straße haben begonnen. Erschleicht die Stadt Köln den Baubeginn der 3. Ausbaustufe bevor sie die Genehmigung dafür erhält?

Doch nichts tat sich. Die Genehmigungen durch die Bezirksregierung wurden nicht erteilt. Die Bäume blieben stehen. Und scheinbar verschwanden auch die Fristen, die die Stadt vorher hatte einhalten müssen. Man hörte dann, dass sich die Verkehrsminister der Länder auf einen neuen Deal geeinigt hätten, die "Regionalisierungmittel für den Nahverkehr" wurden in letzter Minute noch einmal verlängert und auch erhöht. Doch was bedeutete das für die 3. Ausbaustufe? Es gab kein Kommentar von Seiten der Stadt.

Anfang Februar 2016 lass man in der Kölner Rundschau, dass die Fällung der 350 Bäume an der Bonner Straße, mangels Genehmigung auf den nächsten Herbst verschoben wird. Die Baumschützer atmeten auf. Trotzdem ließ die Stadt Köln einen Tag vor Beginn der Vegetationsphase (1. März-30 September, in der man keine Bäume mehr fällt), doch noch sieben der 350 Bäumen fällen.

Der offizielle Grund für diese Baumfällungen ist nicht der Baubeginn der Nord-Süd-Bahn, die bislang nicht genehmigt ist, sondern eine Kabelschachtsanierungen der deutschen Telekom. Das Grünflächenamt schreibt in einer Information an die Bezirksvertreter in Rodenkirchen Mitte Februar 2016, dass der "entsprechende Beschluss des Ausschusses für Landschaftspflege und Grünflächen zur Fällung der Bäume aus dem Jahr 1998" stammt! Die "Begründung: Sanierung von Schachtbauwerken der Telekom in der Bonner Straße. Die Baumstandorte befinden sich alle in unmittelbarer Nähe der bestehenden Schächte und stehen im Bereich der erforderlichen Baugruben. Die Baumwurzeln befinden sich teilweise sogar auf den Kabelschachtdecken."

Die 3, 50 m tiefen Schächte, die noch vor dem 2. Weltkrieg angelegt worden sind, müssen JETZT ganz plötzlich saniert werden. Die Verkehrsicherungspflicht gebietet es, dass man jetzt die Schächte ausgräbt, sagt die Stadt! Merkwürdig nur: Es soll für den Bau der Nord-Süd-Bahn genau da, wo die Bäume an der Bonner Straße stehen, Schachtbauwerke mit Versorgungsleitungen hin verlegt werden. In der Beschlussvorlage der Bezirksvertretung Rodenkirchen zum "Baubeschluss für die Baumfällungen" vom 23. Oktober 2014 steht zu lesen: "Aufgrund der Umgestaltung des kompletten Straßenquerschnitts ist es unter anderem erforderlich, die vorhandenen Leitungen zu verlegen. Die zukünftige Lage der Leitungen befindet sich im Bereich der vorhandenen Bäume, sodass es erforderlich wird diese Bäume zu fällen."

Es ist vom Bauverlauf her gesehen völlig unsinnig im März 2016 3.50 m tiefe Versorgungssschächte der Telekom an den Baumstandorten auszugraben und zu sanieren, um dann im Oktober, wenn die Nord-Süd-Bahn wirklich gebaut werden sollte- noch einmal alles auszugraben, um die restlichen Versorgungsleitungen dorthin zu verlegen! (Nachtrag: Telekom sagt jetzt, sie können mit den anderen Firmen die die Schächte verelegen nicht zusammenarbeiten.)

Weil der Vorgang so sonderbar ist, hat es Versuche gegeben, das Gutachen zu erhalten, dass beweisen könnte, dass die Kabelschacht-Sanierungs- Maßnahmen der Telekom JETZT im März - nach 90 Jahren- plötzlich notwendig sind und nicht noch ein halbes Jahr warten können. Doch ohne Erfolg! Nur ein Herr Krüss, Baumkontrolleur für Straßenbäume, informierte uns sachlich und ausführlich, dass es kein Gutachten gebe, denn dies wäre über seinen Tisch gelaufen. Von der geplanten Fällung wüsste er nichts. Die plötzlich anberaumte Fäll-Aktion könne höchstens ohne die üblichen Absprachen von der Telekom gefordert worden sein, z.B. wegen schadhafter und gefährdender Leitungen. Morgen werde er mit seinem Vorgesetzten, einem Ingenieur für Bäume über Leitungen, darüber sprechen und mich informieren, falls dort die geplante Fällung bekannt ist.“

Am Montag, den 29. Februar sind dann unangekündigt im frühen Morgengrauen sieben Bäume unter Protest und gegen den Willen der Anwohner gefällt worden. Die Fäll-Genehmigung war von der Telekom Technik AG beantragt worden. Die Mitarbeiter der beauftragten Rodungsbau und Forst-Firma Hans Kienze aus Hemer berichteten jedoch, sie hatten ursprünglich den Auftrag 350 Bäume an der Bonner Straße zu sägen. Erst im Januar 2016 wurde die Zahl der Bäume auf 120 reduziert und Mitte Februar bekamen sie den Auftrag nur noch sieben Bäume an der Bonner Straße zwischen Cäsar Straße und Gürtel zu fällen. Auf die Frage, von wem sie beauftragt wurden, sagt der Chef der Fima Herr Kienze: "Wir arbeiten nur mit der Stadt Köln zusammen. Nicht mit der Telekom. "

Nachfolgend noch einige Impressionen vom Tag der Baumfällungen (Montag 29. Februar). Auffallend die Brutalität mit der die Baumfäller vorgegangen sind. Die Bäume sind nicht einfach abgesägt worden, sondern wurden im Akkord mit einem sog. Harvester geerntet, zerbrochen und zerstört.

Auch der Vogelschutz spielte keine große Rolle bei den Baumfällungen, obwohl das Grünflächenamt immer beteuert, dass auf Nistplätze und Spechthölen geachtet werden muss. Solche Bäume dürfen eigentlich nicht gefällt werden. Aber hat das Grünflächenamt die Bäume darauf überhaupt überprüft?

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