Nord-Süd-U-Bahn: Erstes Treffen zwischen neuer Verkehrs-Dezernentin Andrea Blome und Vertretern der Bürgerinitiativen zur Fehl-Planung an der Bonner Straße
Neben dem kompletten Kahlschlag plant die Stadt im Zusammenhang mit der Verlängerung der Nord-Süd-Bahn, die ganze Straße komplett umzubauen und durch die ebenerdige Schiene über die Bonner Straße in zwei Teile zu spalten. Diese Schienen auf der Bonner Straße sehen aus, wie Eisenbahn-Schienen, die man mit dem Auto und als Fahrradfahrer nicht mehr überfahren kann. Man muss zu den Kreuzungen oder an Stellen fahren, wo das dann möglich ist. Fussgängern wird es ebenso ergehen. Anwohner und Kritiker der Planung fragen sich, wie zukünftig die Feuerwehr und die Krankenwagen bei den häufigen Staus auf der Bonner Straße zu ihren Einsatzorten...
kommen können. Bislang fahren Sie auf der durchgehend vier - spurigen Bonner Straße bei Stau mit Blaulicht auf die Gegenfahrbahn. Wenn die (Hochflur -) Bahn über die Bonner Straße gebaut sein sollte, wird das nicht mehr möglich sein. Die Frage die sich die Anwohner stellen, was macht dann die Feuerwehr, wenn sie im Stau steht? Hier ein Artikel zu diesem Problem.
Und hier ein Vorschlag von Seiten der Bürgerinitiative, wie diese Problem durch Umgestaltung der Planung vermieden werden kann. Hier weitere Erklärungen dazu.
Kritiker der Umbau-Planung aus dem anliegenden Stadtteil Marienburg, die mit den Baumschützern zusammenarbeiten, befürchten, dass es bis zur Herstellung und nach Fertigstellung des Projekts zu noch mehr Verkehrsstaus auf der jetzt schon dicht befahrenen Bonner Straße kommen wird. Niemand glaubt den Versprechungen der KVB und der Stadt, dass die Menge an Fahrzeugen die täglich über die Bonner Straße fahren – nach der Fertigstellung der Bahn (ca. 2 km zwischen Schönhauser und Bonner Verteiler) – wirklich weniger werden. (Es sollen täglich ca. 19.000 zusätzliche Fahrgäste in die neue Bahn steigen, damit sich die Bahn betriebswirtschaftlich rechnet).
Der Schienenausbau in Köln (nicht nur die Nord-Süd-Bahn) ist viel zu zaghaft, zu langsam, zu inkonsequent und zu teuer. Die zwei Kilometer Rumpf - Schiene, die die KVB auf der Bonner Straße nun endlich bauen lassen will, sind völlig unzulänglich, als dass Autofahrer massenhaft ihr Auto stehen lassen können, um in die neue Bahn einzusteigen. Die erste Baustufe der Nord-Süd-Bahn, die an der Marktstraße/Schönhauser Straße endet, wird zu dem frühestens im Jahr 2024 – also nach 20 Jahren Bauzeit - fertig sein! Die 4. Ausbaustufe ab Bonner Verteiler, die 5 km in Richtung Rondorf, Hochkirchen und Meschnich ist noch nicht einmal in Planung!
Es werden durch den Bau der dritten Baustufe (nach jetziger Planung) nicht nur ein Kahlschlag an den Bäumen, sondern auch noch mehr Autos und noch größere Verkehrsstaus auf der Bonner Straße und noch mehr Schleichverkehre durch die angrenzenden Stadtteile Marienburg und Bayenthal befürchtet. Zumal die Bonner Straße zwischen Gürtel und Schönhauser Straße im Zuge des Umbaus auf jeweils eine Fahrspur verengt wird. (Obwohl dass der einzige Punkt in der städtischen Planung ist, der völlig richtig ist! Erklärung hier.
Bürgerinitiativen klagen weiter!
Um die Klage der Initiativen gegen diese Planung am Oberverwaltungs –Gericht Münster weiter zu unterfüttern, wurde von den Marienburger Teil der Bürgerinitiative ein weiteres Verkehrs-Gutachten bestellt, dass nur EIN Teil der Planung, nämlich die Vergrößerung der Kreuzung Bonner Straße / Schönhauser Straße auf 21 Fahr-Spuren auf methodische Fehler hin untersuchte. Hier ein Bild dieser Kreuzung von oben.
Bei dieser Untersuchung zeigte sich, dass die städtischen Planer grundlegende Fehler gemacht haben, die sowohl von den Genehmigungsbehörden, als auch vom Gericht übersehen worden waren. Zum Beispiel wurde "die Leistungsfähigkeit" der Kreuzung, d.h. die Durchflussmenge von Autos an der Kreuzung nicht ausreichend berücksichtigt und nicht nach den üblichen Standards berechnet. In der Übersetzung in die Realität kann man das Ergebnis so verstehen, dass die geplante Vergrößerung der Kreuzung Schönhauser Straße / Bonner Straße auf 21 Spuren („Monster-Kreuzung“) noch zu klein ist!!! Dieses Ergebnis war für die meisten Bürgerinitiativler überraschend, denn die bisherigen Analysen der Kreuzung durch die Verkehrsexperten (Prof. Monheim, Prof. Topp, Prof. Knoflacher und Prof.Zöpel) waren zu einem ganz anderem Schluss gekommen, nämlich, dass die geplante Kreuzung von der Stadt viel ZU GROSS dimensioniert ist. Hier das Gutachten von Prof. Monheim.
Abgesehen davon, dass die Kreuzung nach der Vergrößerung auf 21 Fahrspuren städtebaulich völlig unattraktiv aussehen wird. Hier Beispiele für derartige grobe und autogerechte Planung aus anderen Städten. Es handelt sich leider um ein grundsätzliches Problem.
Klage der Bürgerinitiative gewinnbar!
Nach Einschätzung von Fachleuten ist das neue Gutachten allerdings so profund, dass der laufende Prozess vor dem Oberverwaltungs - Gericht Münster damit gewonnen werden kann. Es kann allerdings nicht als Grundlage für eine verbesserte Planung an der Kreuzung Schönhauser Straße / Bonner Straße dienen, sondern nur als Türöffner, um mit der Stadt in einen Dialog zu kommen. Die Bäume an der Schönhauser Straße (und Bonner Straße) kann man mit einer noch größeren Kreuzung und noch breiteren Fahrbahnen, wie die Stadt es plant, nicht erhalten!
Es kam daher innerhalb der Bürgerinitiative zur Diskussion über die Frage, wie schätzen wir das Gutachten ein und was soll mit diesem Gutachten jetzt gemacht werden? Wollen wir abwarten, Tee trinken und warten bis wir den Prozess gewinnen? Oder wollen wir vorher schon zur Stadt gehen und in Verhandlung zur Verbesserung der Planung kommen?
Für die Vertreter der Marienburger Bürgervereine (siehe hier) ist dieses Gutachten auch ein starkes Argument für die Durchsetzung IHRER Belange: - Ruhe vor dem Durchgangsverkehr in Marienburg und Auto-Fahren auf breiten Straßen. Engagieren sie sich doch in erste Linie für die Verhinderung des Ausweichverkehrs durch Marienburg (durch die entstehenden Staus auf der Bonner Straße) und nicht so sehr für den Baumschutz. Das neue Gutachten gibt ihrer Idee, Staus durch breite Straßen verhüten zu wollen SCHEINBAR Recht! Hier ihr Spendenaufruf!
Obwohl der Stau eine alltägliche Erscheinung der modernen Grossstadt geworden ist, liegen die Gründe für die häufigen Verkehrsstaus aus Sicht der städtischen Verkehrsplaner meistens im Dunkeln und es herrscht große Ratlosigkeit. Bislang glaubt der verkehrsplanende Laie, dass man Auto-Verkehrs-Staus verhüten kann, indem man breite Straßen baut und auf Einspurigkeit verzichtet. Devise: Viel hilft viel! Doch genau das ist ein Irrtum und ist mittlerweile auf dem verkehrswissenschaftlichen Müllhaufen gelandet. Hier eine leicht verständliche Darstellung der Sachlage aus dem Buch: "Stehzeuge - Der Stau ist kein Verkehrsproblem." von Herman Knoflacher.
Staus und die Verkehrsprobleme entstehen immer erst aus der Menge der Verkehrsteilnehmer, die sich durch eine breiter werdende Straße noch erhöht. Alle Maßnahmen, die die Geschwindigkeiten steigern oder die Fahrbahnbreiten erhöhen, führen zwangsläufig zu einer Erhöhung der Verkehrsmenge und damit zu mehr Autos auf den Straßen und damit zu den Verkehrsproblemen unserer Zeit. Das Bauen von noch breiteren Straßen, um Staus zu verhindern, hat in Anbetracht der gigantischen Mengen an Autos, die sich durch unsere Städten wälzen (mindestens 45 Millionen Stück in Deutschland) nirgendwo dauerhaft funktioniert. Besonders das Straßenverkehrssystem in Köln ist völlig ausgereizt.
Die einzigen realistischen Maßnahmen, die zur Reduzierung von Autos in den Städten und auf der Bonner Straße führen kann, ist der flächendeckende Ausbau der Schiene und die Verlegung der Parkplätze für Autos außerhalb der Siedlungen. Denn es sind die vorhandenen Verkehrs-Strukturen, die das Verhalten der Verkehrsteilenehmer bestimmen und nicht moralische Appelle. Infrastrukturmäßig hinkt Köln hinter allen anderen Städten in Deutschland hinterher. Aktuelle Analysen zeigen, dass die Qualität des öffentlichen Nahverkehrs in Köln so schlecht ist, wie sonst nirgendwo in Deutschland.
Überall ist die Infrastruktur veraltet, obwohl der Auto-Verkehr zunimmt. Folgen: Streckenüberlastungen, Baustellen, Stillstand. Jeden Tag gebe es im Schnitt 1900 Staus, meldet der ADAC. Hier ein Bericht über unsere Stau-Republik mit einem Interview mit Professor Monheim.
Was tun, fragten sich die Bürgerinitiativen?
Als Antwort auf die Frage, was man jetzt mit diesem Gutachten macht, war ein weiterer Brief an die Oberbürgermeisterin Frau Henriette Reker (und an Verkehrsdezernentin Frau Andrea Blome) geschrieben worden. Der Brief enthielt die Bitte, sich jetzt in Anbetracht der neuen Erkenntnis doch einmal zu treffen, um schon vor dem Oberverwaltungs Gerichtsurteil in einen Dialog zur Verbesserung der Planung zu kommen. In diesem Brief des Initiativkreis Bayenthal / Marienburg ist vorgeschlagen worden, die anhängige Klage vor dem OV Gericht Münster eventuell ruhen zu lassen, falls die Stadt bereit sei, über substantielle Veränderungen der Planung mit den Bürgerinitiativen zu sprechen.
Frau OB Reker hat auf diesen Brief nicht reagiert, sondern die neue Verkehrsdezernentin Frau Andrea Blome! Sie hat sich direkt bereit erklärt mit Herrn Rademacher und Vertretern der Bürgerinitiativen zu einem Gespräch zu treffen! Das erste Ziel des Treffens sollte sein, auszuloten, ob die Stadt Köln nun bereit ist, die Planungen für die 3. Ausbaustufe nach Wünschen der Initiativen zu verändern. Das Gutachten wurde ihr während des Treffens am Nachmittag, den 27. März mündlich vorgetragen und in schriftlicher Form übergeben. Einige Tage vor diesem Treffen war ein Forderungskatalog an Frau Blome geschickt worden, der während dieses ersten Gesprächs nur andiskutiert wurde. Hier der Forderungskatalog.
Anschließend wurde von der Verkehrsdezernentin Blome weitere Gespräche zu den einzelnen Punkten mit Vertreter der Bürgerinitiative in Aussicht gestellt.
Hier das bisher nicht verteilte Flugblatt zum Thema Treffen mit Frau Blome.
Ottmar Lattorf