Nord-Süd-U-Bahn: Was ist los mit Kölns Verkehrsplanung?
Marode Brücken, kaputte und zu wenige Schienen, kilometerlange Staus, verstopfte Innenstadt, ein Tunnelprojekt das zum Milliardengrab wird, Schienenausbau, der schlecht geplant ist, Klagen wegen zu hohen Stickoxid – Werten, Baumfällungen die nicht nötig sind!
Die Stadt Köln will (ohne Not) an der Bonner Straße im Oktober 2017 alle (300) Bäume fällen lassen! Der Grund dafür ist eine Umbauplanung der Straße, die an Verkehrs - Konzepten aus den 60ziger Jahren anknüpft. Damals orientierten sich die Städteplaner einseitig an den „Bedürfnissen“ des Autoverkehrs, die Belange des Umweltschutzes waren egal. Mit dem Plan eine Stadtautobahn durch den Kölner Grüngürtel zu führen und der Entfernung von möglichst vielen Straßenbahnen von den inner-städtischen Straßen, haben die Kölner Stadtplaner seit den 60ger Jahren sehr zur „autofreundlichen und schienenfreien Stadt“ beigetragen. Zwar ist die Stadtautobahn durch den Grüngürtel zum Glück nicht gebaut worden, aber durch die Bevorrechtung des Autoverkehrs und die stadtweite Demontage des Schienennetzes haben die Kölner Verkehrsexperten wesentlich zu der Blech-Lawine beigetragen, die sich heute durch den öffentlichen Raum wälzt.
Zuletzt wurde im Sommer 2002 die Straßenbahn-Strecke der Linie 6 vom Chlodwigplatz nach Marienburg Südpark im Rahmen von Bauarbeiten auf der Bonner Straße einfach stillgelegt.
Nur um zwei Jahre später mit dem Bau einer teuren und bislang funktions-untüchtigen Nord-Süd-Bahn zu beginnen, deren oberirdischer Schienen-Teil nun im Oktober 2017 als 3. Baustufe über die Bonner Straße gebaut werden soll. Die vollständige In-Betriebnahme erfolgt frühestens im Jahr 2024; 20 Jahre nach Baubeginn und für die Stadt 20 mal teurer als gedacht! Es sind 500 Mio. Euro anstatt 55 Mio. Euro geworden, plus die Kosten für die Zinsen für das geliehene Geld von 617 Mio. Euro! Und selbst das ist noch nicht sicher, denn das Gleisswechselwerk – knapp 30 m unterhalb des Waidmarkts – ist noch lange nicht fertig!
Was die Kölner Stadt-Politik (sicherlich unter dem Wohlwollen der Auto-Lobby) mit unserem Geld und unserer Bahn anrichtet: Viel Geld wird mit möglichst wenig Nutzen (bis zu massiven Schäden) in den Bau der Schiene gesteckt. Man suggeriert, etwas zu tun (so viel Geld wird investiert), doch die Maßnahmen sind meist wenig hilfreich, sind schlecht geplant, stocken über Jahre, tragen kaum zu einer Ver-besserung des Schienennetz bei und dienen doch wieder dem Autoverkehr. Bestes Beispiel hierfür ist die..
Vergrößerung der Kreuzung Schönhauser Straße / Bonner Straße im Rahmen des Schienenausbau
In Anlehnung an den alten Konzepte aus den 60gern will die Stadt bei dieser SCHIENENplanung (dritte Baustufe) die Kreuzung Schönhauser Straße / Bonner Straße umbauen und auf 21 Fahrspuren vergrößern! Das eigentliche Ziel der Nord-Süd-Bahn soll zwar die Reduzierung des Autoverkehrs sein, doch durch die Vergrößerung dieser Kreuzung auf Autobahnkreuz-Größe schafft die Stadt die besten Voraussetzung für die Wiederbelebung der alten Stadtautobahn-Idee, die über die Pohligstraße, Vorgebirgsstraße, Raderberger Brache, über Bischofsweg, (der ursprünglich vierspurig geplant war), über die Schönhauser Straße bis zum Rheinufer geführt werden könnte. Hier der alte Plan, die gelbe Linie sollte die Stadtautobahn werden.
Merke: Wer Straßen sät wird Autoverkehr ernten!
Bonner Straße: Mehr Platz für den Autoverkehr. Kein Platz für die Bäume!
Und weil man gerade am Planen ist und mit dem Bau von Schienen-Infrastruktur hinterherhinkt und sich rund um Köln sowieso schon der Autoverkehr staut, möchten die Kölner Städteplaner im Verein mit den Schienenplanern die Bonner Straße zwischen Gürtel und Verteiler noch ein bisschen breiter machen, um so noch ein bisschen mehr Platz für den Autoverkehr zu schaffen. Man will pro Fahrbahn die Autostraßen von 2,75 m auf 3,00 m verbreitern. In der irrigen Annahme, dass dann der Autoverkehr noch ein bisschen schneller über die Bonner Straße fließen kann. Dies gilt nach neuesten Erkenntnissen internationaler Verkehrsexperten längst als widerlegt. Tatsache ist, dass die Stadt mit einem weiteren Anschwellen der Blechlawinen ihre Funktionsfähigkeit nicht mehr aufrechterhalten kann. Deshalb wird der Schienenausbau überhaupt finanziell von Bund und Land gefördert.
Hier eine Grafik zu dem Thema
Die Stadt vom Auto befreien. Artikel über die Einsichten moderner Verkehrswissenschaftler.
Und zum Schluss noch ein Vortrag von Prof. Hermann Knoflacher mit dem Titel "Stadt statt Autos"
Und wie in den 70ziger Jahren, als die Politik gedankenlos die Stadtautobahn durch den inneren Grüngürtel bauen lassen wollte, so ist auch heute noch die Mentalität des federführenden Stadtbahnbauamts: bei der Planung für die dritte Baustufe hatten die beauftragten Ingeneure „nicht die Aufgabe sich Gedanken zum Erhalt von Bäumen zu machen“.
Alle Bäume (233 entlang der Bonner Straße und über 70 im Heidekaul – Wäldchen am Verteilerkreisel) sollen, weil sie nach dem aktuellen unausgegorenen Plan platzmäßig im Weg stehen, einfach abgeholzt werden. Die Auswirkungen der globalen Klimaveränderung und die starke Luftverschmutzung mit Autoabgasen versucht die Stadt einfach auszusitzen, gedeckt von der (CDU, SPD, FDP, Grünen, Linken -) Politik. Bürgerproteste und Klagen wegen dreckiger Luft und aufgezeigter Fehlplanung zum Trotz.
Die Stadt behauptet zwar, sie hätte keine andere Wahl und es gebe keine bessere (Baum-schonende) Planung und sie hätte das im Rahmen der Genehmigung auch überprüft. Doch nun konnten die Bürgerinitativen während eines Treffens mit der neuen Verkehrsdezernentin Blome am 10. August zeigen, dass es sogar mehrere Planungsalternativen gibt, die einen sehr großen Teil des Baumbestands an der Bonner Straße schont! Frau Blome muss nun erklären, ob die Planungsvorschläge der Bürgerinitiativen übernommen werden und ob die Bäume stehen bleiben können.
Der Termin ist der 27. September in der Allerheiligen Kirche in Köln Marienburg, Bonner Straße 549
Hier das Ergebnis-Protokoll des Gesprächs zwischen Verkehrsdezernentin Andrea Blome und Vertretern der Bürgerinitiativen am 10. August 2017.
Die alternative Planung der Bürgerinitiative: Hier die Beschreibung
Hier die zeichnerische Darstellung