Nord-Süd-U-Bahn-Bau: Das Menetekel von Köln
Der Bau der Nord-Süd-Bahn war nicht nur eine gute Idee, sondern auch eine Notwendigkeit. Die Menge des individuellen Autoverkehrs im öffentlichen Raum unserer Städte hat seit langem unerträgliche Ausmaße angenommen.
Dieser unerquickliche und krankmachende Zustand ist das Resultat einer verfehlten, autofixierten Verkehrs- und Städtebaupolitik, die man nach dem zweiten Weltkrieg aus den USA für ganz Deutschland einfach kopiert hat. Diese Politik lief darauf hinaus, dass funktionstüchtige deutschlandweite Schienennetz systematisch zu zerstören und auszudünnen. Ziel war z.B. die „schienenfreie Innenstadt“. Das Resultat sind mit Blechlawinen verschandelte Innenstädte und ein ungeheurer Landschaftsverbrauch (für Autobahnen). Abgesehen von der Zerstörung der Gesundheit der Bevölkerung durch Krach und Luftverschmutzung führt die systematische Bevorzugung des Autos durch die städtische Verkehrspolitik weltweit, jährlich zu 1 Mio. Verkehrstote und zu einer Millionen Schwerstbeschädigten.
Das einzige Gegenmittel gegen diese unnötigen Zustand wäre der Wiederausbau eines flächendeckenden Schienennahverkehrs in allen Städten. Für diesen Zweck werden mittlerweile von Bund und Land hohe Geldbeträge ausgegeben. Auch die von der KVB gebauten Nord-Süd-Bahn wird zum wesentlichen Teilen aus solchen Geldtöpfen bezahlt.
Doch der Plan der KVB, eine unterirdische und ab Marktstraße oberirdische Nord-Süd-Bahn zwischen Breslauer Platz und Bonner Verteiler zu bauen, ist nur ein halbherziger Schienenausbauplan, der völlig unprofessionell und unnötig, dem oberirdischen Autoverkehr doch wieder den Vorrang geben will.
1. Ausbaustufe
Diesem konzeptionellen Planungsfehler und die unmittelbaren Folgen einer neo-liberalen Verwaltungsreform, in der man die Kölner Stadtverwaltung so ab das Jahr 2002 hineingestürzt hat, ist es zu verdanken, daß es am 3.3. 2009 zu dem Zusammenbruch und der völligen Zerstörung des historischen Archivs am Waidmarkt gekommen war. Das Archiv war das größte und wichtigste historische Archiv für die Zeit des Mittelalters nördlich der Alpen.
Das Fundament des Gebäudes, dass an der Trasse der Nord-Süd-Bahn lag, wurde durch monatelange Abpumpen eines Wasser/ Sand – Gemisches aus der offenen Bau- Grube zu Füßen des Archivs, in seiner Stabilität entscheidend geschwächt. Es stürzte in sich zusammen und verschwand in einem riesigen Krater, der heute noch besichtigt werden kann. Im Jahr 2024 soll die erste Baustufe der Nord-Süd-Bahn (4 km) endlich durchgängig befahrbar sein, 20 Jahre nach Baubeginn. Bau-, Schadens-, Schadensersatz-, und Zinskosten belaufen sich im Jahr 2016 schon auf suma sumarum 3 Mrd. Euro.
Pikant ist auch, dass die Stadt Köln genau die Firma, die seinerzeit dass historische Archiv zum Zusammenbruch gebracht hat, es demnächst weiter bauen darf.
Die Frage ist, wer wollte die U-Nord-Süd-Bahn in dieser Bauweise überhaupt und welche Sekundär-Nutzen hat das Projekt für wen?
Hier ein erste Antwort: Genug gemurkst!
Hier ein altes Flugblatt der Grünen gegen den Bau der U-Bahn (ca. 1999).
U-Bahn-Bau Artikel des KstA vom 3.3.2010
Das selbe Konsortium, dass in Köln baut, baut auch eine U-Bahn in Amsterdam. Resultat: Baustopp!
Die KVB muss nicht für Einsturz des Stadtarchivs haften.
Ist die U-Bahn zu laut für Philharmonie?
Hier ein weiteres Infoblatt: Was kostet uns die U-Bahn?, (Mai/Juni 09) und die Informationsquellen / Fussnoten:
- Vorsicht Einsturzgefahr, ein Film von Quarks und Co zum Einsturz des Archivs.
- Typisch Kölsch, ein Artikel aus der FAZ
- 1,2 Milliarden extra Kosten, Rheinische Post, Link
- Irrsinn im Untergrund, ein weiterer Artikel aus der Jungen Welt
- Hier noch eine Buchempfehlung Colonia Corrupta, von Werner Rügemer und eine weitere Internetseite zum Thema Korruption in Köln: www.khd-research.net/Politik/Ex/Colonia_Corrupta_2003.html
2. Ausbaustufe
Fehlplanung der oberirdischen Querung der Rheinuferstraße.
3. Ausbaustufe
Bürger fordern offenen Dialog zur Nord-Süd-Bahn!
...denn das öffentliche Interesse wird nicht von ein paar Stadtplanern bestimmt.
Nach dem Einsturz des Historischen Archivs (03.03.2009) am Waidmarkt (1. Baustufe) und der Fehlplanung der oberirdischen Querung der Rheinuferstraße (2. Baustufe) forderten die Bürgervereine und Initiativen im Kölner Süden eine menschen- und umweltgerechte Planung der 3. Baustufe (von der Marktstraße bis zum Verteilerkreis Köln-Süd). Die 3. Baustufe ist sinnlos und verursacht zusätzliche Kosten, solange die 1. Baustufe wegen des Archiveinsturzes nicht komplett befahren werden kann, also bis ca. 2024. Bevor über 300 Bäume entlang der Bonner Straße und am Verteilerkreis Köln-Süd gefällt werden, sollen die Bürgerforderungen ernsthaft geprüft und Alternativen für eine lebenswertere Gestaltung der Trasse abgewogen werden.
Begründung:
Seit Jahren werden fast alle Vorschläge und Einwendungen von der Stadtverwaltung ignoriert oder mit Scheinargumenten abgetan. Die Bürgerbeteiligungen waren Alibi-Veranstaltungen. Gegen den Umwelt- und Denkmalschutz wird verstoßen! Dazu stellt die Bezirksregierung Köln im Planfeststellungsbeschluss lediglich fest, dass diese Verstöße durch das "öffentliche Interesse" an der städtischen Planung gerechtfertigt seien.
Der Preis für alle drei Baustufen betrug ursprünglich 550 Mio. EUR. Er wird auf mindestens 1,3 Mrd. EUR ansteigen. Davon werden 806 Mio. EUR (1) aus Bundes- und Landessteuermitteln bezahlt. Die Differenz von über 485 Mio. EUR (1) zahlt die Stadt Köln, also rund das neunfache der ursprünglich veranschlagten 55 Mio. EUR. Dafür muss die Stadt einen Kredit mit 6% Schuldzinsen (zusätzlich zwischen 580 und 617 Mio. €) aufnehmen. In dieser Berechnung sind die weiteren 1,3 Mrd. EUR Schadens- und Untersuchungskosten für das Stadtarchiv noch nicht enthalten.
Die bevorstehende 3. Baustufe gibt im öffentlichen Nahverkehr nur Sinn, wenn auch die 4. Baustufe über den Verteilerkreis hinaus bis Meschenich zeitnah realisiert wird. Die ca. 5 km lange Strecke kostet rund 86 Mio. EUR. Das sei zu teuer, sagt die Stadt. Zum Vergleich: Die Tunnelgleise vom Dom bis zur Marktstraße haben pro 1 km 300 Mio. EUR verschlungen.
Wir Bürgerinnen und Bürger sowie die Bürgervereine und Initiativen wollen:
Keine vorschnelle Fällung von über 300 Bäumen entlang der Bonner Straße!
Eine stadtgestalterische Einbindung der Bahn auf der Bonner Straße zur Erhaltung und Erhöhung der Aufenthalts- und Wohnqualität:
Umgestaltung der Haltestelle Marktstraße zu einem Aufenthaltsraum für Bahn-Fahrgäste, Fußgänger und Radfahrer.
Ein befahrbares Straßengleis zwischen Gürtel und Schönhauser Straße, damit die Bonner Straße dort vierspurig bleibt.
Die Bonner Straße soll künftig nicht wie die Luxemburger Straße aussehen.
Eine Alternativlösung statt der "rückbaufähigen" Bahn-Endhaltestelle mit "temporärer" Bushaltestelle auf der Bonner Straße. Für den Buswender und die Busspur müssten doppelt so viele Bäume im verbindenden Grünzug zum Grüngürtel gefällt werden.
Ein Verkehrskonzept für die Stadt Köln, damit bei Änderungen der Verkehrsführung die Auswirkungen für den Kölner Süden abschätzbar und örtlich begrenzte Bauplanungen ohne Blick für die Zusammenhänge beendet werden.
Eine zeitnahe Realisierung der 4. Baustufe und nicht erst 2030 oder später.
P&R vor den Toren der Stadt, z.B. an den Standorten Godorf und nahe der Umgehungsstraße Meschenich, und nicht erst hinter dem Verteilerkreis.
Eine langfristige Planung für den Verteilerkreis und den Grüngürtel:
- eine denkmal-, umwelt- und wasserschutzgerechte Querung der Nord-Süd-Bahn.
- Optionen für den Abbau von Verkehrsstaus.
- Bahnanbindung neuer Wohngebiete, wie Rondorf Nord-West und Parkstadt Süd.
- Kein Abdrängen des Verkehrs in ruhige Wohngebiete.
- Keine 21 Fahrspuren an der Kreuzung Schönhauser Straße / Bonner Straße.
Deshalb: Keine Baumfällungen vor einer Neuplanung!
Die unzureichende städtische Planung kann nicht im öffentlichen Interesse liegen!
Unterstützen Sie uns mit Ihrer Unterschrift. Vielen Dank! Weitere Informationen unter Planungsirrsinn.koeln4.de
(1) Die Zahlen wurden aufgrund von zwischenzeitlichen Mitteilungen der Stadt Köln und der Nahverkehr Rheinland GmbH angepasst. Übersicht und Quellenangaben unter: www.koeln4.de/s/pli/b/6601_gesamtkosten_nssb.pdf
Im Namen aller Unterzeichner/innen.
Köln, 07.07.2016 (aktiv bis 06.01.2017)