Rettet die Bücher! Rettet die Bibliotheken! Rettet die Bibliothekare!

 

Rettet die Bibliotheken!

Im Land der Dichter und Denker sterben die Bibliotheken wie die Bäume und die Insekten. Und das zu einer Zeit, in der ernsthafte Bildung systematisch verschlechter und lahmgelegt wird.Es wird die Illusion erzeugt, Schüler, Studenten und Lernende könnten dank der Digitalisierung auf das Lesen von Büchern verzichten! Es wird selbst in Bildungseinrichtungen der Eindruck erzeugt, als könne man über ein paar Klicks am Computer alles wissen. Dem ist aber nicht so!

Um komplexe Zusammenhänge aus unserer komplexen Wirklichkeit zu be-greifen braucht es Zeit, Mühe, Konzen-tration, entsprechende Lernmittel (Bücher, Natur) und ein verständnisvolles Du. Seit dem Computer, Laptops, Händys, Tabletts in allen Lebensbe-reichen des menschlichen Daseins Ein-gang gefunden haben und auch zu den absoluten Lern-MEDIEN geworden sind und das auch bei Kinder und Jugend-lichen, hat in unserer Gesellschaft die ILLUSION Einkehr gefunden, dass man die Welt leicht über das Medium Computer und über das Internet erfassen könne. Es hat sich die Anschauung durchgesetzt, dass auf das Lesen von Büchern verzichtet werden kann und dass auch die persönliche Ansprache und auf die Diskussion eines Sachverhalts, wie es einst üblich war, zum Lernen nicht mehr nötig sind.

Die Hektik des modernen Lebens und die Unterbrechungen aller Art lassen kaum einen klaren kontinuierlichen Gedanken-gang zu. Aus Zeitersparnis - Gründen sind wir psychologisch ausgefeilten Werbe-Kampagnen, geschickt platzierte Desinformationen und Ideologie-bildungen ausgeliefert, - ohne es zu merken. Es gibt immer weniger die Möglichkeit dem auszuweichen, weil es immer weniger Lern– und Wissens - Alternativen gibt, denn es schließen die Büchereien, es fehlen die Lehrer und die konkreten Versammlungsorte.

Der Kampf um das Verständnis von Welt und um die Deutungshoheit von Wirk-lichkeit ist im digitalen Zeitalter in eine neue Phase eingetreten. Von nun an können superreiche Konzerne zum Erhalt des Status Quo ihnen genehme Lerninhalte bestimmen, auswählen und in den Vordergrund setzen, z.B. durch Werbung oder Privatisierungen. Sie können gleichzeitig ihnen nicht genehme Inhalte in den Hintergrund drängen, zensieren, unsichtbar machen, tabuisieren oder einfach für immer abschalten. Das funktioniert mit Büchern nicht so leicht!

Der mündige Bürger ist durch die Gering-schätzung des Buches und durch die Digitalisierung aller Lerninhalte autoritären, politischen Kräften ausge-setzt, die das Bewußtsein des Menschen zu Gunsten ihrer privaten und wirtschaftlichen Interessen lenken wollen und es auf Grund unserer Unaufmerksam-keit lenken können!

Die Zensur ist die ständige und unauffällige Begleiterin unseres digitalen Medienkonsums. Mit den Büchern geht das nicht so leicht. Und man sollte nicht vergessen, dass das Internet eine Erfindung des Militärs ist, auch mit dem Ziel, außerordentliche Kontroll (– und Herrschafts-) Strukturen zu etablieren, die für die Erfüllung psychologischer (Unterwerfungs -) Zwecke nützlich sind. Die Digitalisierung der (aller!) Lebensbereiche und der Lerninhalte durch private (monopolartige) Konzerne wirkt auf unterschiedlichen Ebenen des menschlichen Bewußtseins anti – emanzipativ. Immer mehr Kinder und Jugendliche gelten heute bereits als „digital dement“, als schwer und dauerhaft lernbehindert! (siehe die Arbeiten von Manfred Spitzer!)

Selbst in der vorindustriellen, mittel-alterlichen Zeit hat es eine derartig strenge Kontroll-Möglichkeiten des menschlichen Geistes durch die damals herrschende katholische Kirche oder den Feudalherren nicht gegeben. Meine These ist, dass emanzipative Bildungs- und Bewußtseins- Niveau des Menschen sinkt mit der Entwertung des Buches und der Abhängigkeit von digitalen Lernformen. Die Digitalisierung des Lebens führt (unter den jetzigen Bedingungen) nicht zu einer kulturellen Blüte oder zu mehr Gerechtigkeit, sondern zur Verabsolutierung und Zementierung der augenblicklichen politischen und wirtschaftlichen Ausbeutungs-Verhältnisse auf diesem Planeten.

Es wird vergessen, dass die Erfindung des Buchdrucks im spät-mittelalterlichen Europa (1484) in der frühen Neuzeit eine Kultur-Revolution ausgelöst hat, die später die Grundlage unserer heutigen, technischen, politischen und sozialen Zivilisation darstellte. Obwohl das erste gedruckte Buch, der „Hexenhammer“ von 1484, eine politische Zeitschrift war, die dazu aufrief, missliebige Frauen als sogenannte Hexen zu überführen, hat das neue Medium Buch im weiteren Verlauf der Geschichte zur Bewußtseinswerdung des Menschen beigetragen und hat seinerseits zu vielen technischen und sozialen Revolutionen geführt, deren Erben wir heute sind. Das Medium „Buch“ und die darin enthaltenen revolutionären Bildungsmöglichkeiten konnte jedoch (noch) nicht mit den Ungerechtigkeiten unserer Gesellschaften aufräumen und der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen brechen. Obwohl genau dass auch immer wieder das Ziel unterschiedlicher sozialer und politischer Revolutionen war. Mit der Digitalisierung des Lebens und der Lerninhalte haben sich die herrschenden Eliten unter dem Etikett des gesellschaftlichen „Fortschritts“ eine besonders effektive Methoden der (Gedanken-) Kontrolle und der Unterdrückung geschaffen! Ignorieren wir das nicht!

Achtet also auf eure Bücher! Rettet die Bibliotheken! Rettet die Bibliothekare!

Es grüßt euch der Gedanken- und und Buchsammler

Ottmar Lattorf

 

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